Eine Autorin schreibt im Monat 2 Romane und verdient damit ihr Geld – ihr Trick besteht darin, möglichst wenig zu schreiben

Mithilfe von KI ist es heute möglich, Bücher zu schreiben, Cover zu entwerfen und das Marketing allein zu stemmen.

Eine Autorin aus Brasilien veröffentlicht zwei Bücher im Monat – und schreibt dabei kaum selbst. (Bild: Super Snapper, Unsplash) Eine Autorin aus Brasilien veröffentlicht zwei Bücher im Monat – und schreibt dabei kaum selbst. (Bild: Super Snapper, Unsplash)

Bücher schreiben mittels KI ist keine neue Idee, auch wenn etwaige Copyright-Verletzungen einigen Leuten Kopfschmerzen bereiten und das Urheberrecht von KI-Büchern längst nicht geklärt ist.

In einer Gruppe für Autoren auf Facebook namens 20BooksTo50K beschreibt eine Autorin, wie sie ihre Bücher mittels künstlicher Intelligenz schreibt, welche Tools sie nutzt, was ihre Philosophie ist und wie viel sie damit verdient. Ein geleakter Screenshot wurde auf Threads durch eine andere Autorin nach außen getragen und sorgte in der Szene entsprechend für Aufsehen.

Warum das wichtig ist: Mittels Prompt lassen sich via ChatGPT und Co. spielend leicht Geschichten schreiben, allerdings sprechen Autoren, die das tun, für gewöhnlich nicht darüber. Das Beispiel zeigt jedoch, dass man mit einem guten Plan und relativ wenig selbst geschriebenen Worten Geld damit verdienen kann.

Dieser Artikel zeigt auf, wie die Autorin vorgeht, auf was sie achtet und welche Werkzeuge sie nutzt. Im hinteren Teil klären wir ethische und moralische Fragen, die diese Methode aufwirft.

Hinweis: Dieser Artikel dient nicht dazu, die Autorin herabzuwürdigen oder sie persönlich anzugreifen, sondern das Thema von vielen Seiten zu beleuchten. Entsprechend möchten wir euch um eine respektvolle Diskussion bitten und keine Beleidigungen oder Ähnliches gegen die Autorin zu posten.

Die Fakten

Zunächst klären wir die Fragen rund um die Quelle und die Autorin in aller Kürze.

Wer ist die Autorin? Die Autorin lebt in Brasilien und hatte das Ziel, ohne KI Berufs-Autorin zu werden. Sie versuchte laut eigener Aussage im Romance-Genre Fuß zu fassen, was ihr aber bis auf einen Titel nicht gelang. Das habe sie schließlich dazu bewegt, KI für sich zu nutzen – mit Erfolg. Sie sagt selbst, »pro AI« zu sein, wohlwissend, dass ihr dafür viel Hass von anderen Autoren entgegenschlagen wird.

Wer ist die Leakerin? Georgina Kirsten ist selbst Autorin und schreibt im selben Genre. Sie ist ebenfalls Mitglied bei 20BooksTo50K und hat den Screenshot gemacht, wie sie im entsprechenden Post auf Threads zugibt.

Was ist 20BooksTo50K? Die Gruppe beschreibt sich auf ihrer Webseite als Auffangbecken für Autorinnen und Autoren, die im Selbstverlag möglichst erfolgreich sein wollen. Der Name setzt sich aus der Erfahrung des Gründers Mark Dawson zusammen. Er schrieb laut eigener Aussage 20 Bücher in zwei Jahren und verdiente damit 50.000 US-Dollar im Monat.

So verdient die Autorin mit KI ihren Lebensunterhalt

In besagtem Screenshot aus der Facebook-Gruppe erklärt die Autorin selbst, wie sie Schritt für Schritt vorgeht und mit ihren KI-geschriebenen Büchern Erfolg hat.

Zunächst hat sie das einzige Buch analysiert, mit dem sie bis dato Erfolg hatte und stellte fest:

  • Es ist kurz.
  • Es ist perfekt für sein Genre geeignet (Romance/Erotik).
  • Es ist voller Amateurfehler.
  • Die Story scheint den Leuten zu gefallen.

Sie kommt zum Schluss, dass sie jeden Monat ein weiteres Buch derselben Reihe veröffentlichen will, bis es sich nicht mehr lohnt.

Ihre Philosophie: So wenig Arbeit wie möglich in ein Buch stecken und möglichst viel damit verdienen. Das bedeutet auch: Nahezu alle Bücher werden nur digital als E-Book angeboten, weil ein Buchdruck etwa über Print on Demand mehr Arbeit verursachen würde als es einbringt.

So schreibt die Autorin mit KI ein Buch

Als erstes diktiert sie rund 5.000 Wörter (vermutlich in ihr Handy); das entspricht etwa der Länge dieses Artikels. Das macht die Frau laut eigener Aussage während des Sports oder bei der Hausarbeit nebenher.

Danach nutzt sie ChatGPT, um das Diktierte in Reih und Glied zu bringen und ein Buch daraus zu machen. Sie nennt sogar den Prompt, den sie nutzt:

Bitte formatiere den Text in Absätze mit korrekter Zeichensetzung.

Laut der Autorin schreibe die KI bereits 80 Prozent des Buches korrekt. Sie liest über das Ergebnis, korrigiert Fehler oder macht nur noch Ausbesserungen.

Die Autorin ist Brasilianerin, spricht deshalb alles auf Portugiesisch ein. Darum bittet sie ChatGPT im Nachgang, das Buch ins Englische zu übersetzen. Am Ende hat sie zwei Exemplare: eines in Portugiesisch und eines in Englisch, die jeweils einen eigenen Markt bedienen und Geld bringen.

Sex-Szenen sind besonders wichtig, da die Autorin im Romance- und Erotik-Genre schreibt. Auch die lässt sie von der KI schreiben und nutzt dazu Sudowrite.

Das ist Sudowrite: Die KI dient im Speziellen dazu, Autoren unter die Arme zu greifen. Sie schreibt nicht nur ganze Szenen, sondern unterstützt in allen Bereichen, die zu einer Geschichte gehören, unter anderem:

  • Dialoge schreiben
  • Brainstormen
  • Charaktere erfinden
  • Feedback geben
  • Namen finden

In der Software selbst lassen sich Genre und Stil eingeben, sodass die künstliche Intelligenz passende Szenen ausspuckt. Das macht das Schreiben von Sex-Szenen leicht.

Mit wenigen Klicks erstellt die KI eigene Geschichten. Mit wenigen Klicks erstellt die KI eigene Geschichten.

Die Autorin liest am Ende die KI-geschriebene Sex-Szene gegen, fügt nur noch Details ein und löscht, was sie nicht mag.

Ein Lektorat oder Korrektorat spart sie sich komplett. Die sind teuer und die KI von Sudowrite macht keine Schreibfehler, sagt sie.

Zur Einordnung: Auf den Profiblick zu verzichten, ist in manchen Genres normal, um die Rentabilität des Produkts zu gewährleisten. Ein Lektorat kostet schnell einen vierstelligen Eurobetrag.

Besonders wichtig für die Autorin ist, dass sie in ein und demselben Genre schreibt, bei ihr ist es Erotik. Sie unternimmt keine Experimente, die sie am Ende Geld kosten könnten. Sie sagt explizit, dass sie Bücher schreibt, um damit Geld zu verdienen.

Wie viele Bücher veröffentlicht die Autorin im Monat? Gemäß dem Post in der Facebook-Gruppe zwei pro Monat. Sie würde mehr schaffen, will ihre Leser allerdings nicht mit zu viel Content überfordern.

So erstellt die Autorin Buchcover

Darüber sagt sie nicht viel, nur dass sie Canva dazu benutzt, um die Buchcover zu erstellen.

In Canva lassen sich binnen weniger Minuten Vorlagen auf das eigene Produkt ummünzen oder Cover erstellen. In Canva lassen sich binnen weniger Minuten Vorlagen auf das eigene Produkt ummünzen oder Cover erstellen.

Das ist Canva: Die Software ist eine Grafikdesign-Plattform, mit der man leicht Bilder und Grafiken erstellen kann. Das gilt sowohl für Buchcover und Bilder für Posts auf Social Media als auch für Werbeflyer. Vorlagen und Bilder bezieht die App aus kostenlosen Stockfoto-Anbietern Pixabay und Pexels.

Die Autorin nutzt entweder die kostenlosen Vorlagen oder erstellt Charaktere mittels Bilder-KI wie Dall-E oder Firefly, die sie dann auf das Cover setzt.

So bewirbt die Autorin ihre Bücher

Sie sagt selbst, dass sie kein Geld hat, um für Werbung zu zahlen, daher setzt sie sich viel mit Zahlen und dem Markt auseinander.

  • Sie schreibt ausschließlich für den Markt und ihre Zielgruppe.
  • Sie liest Zahlen über Amazon KDP aus, ein Tool, um E-Books auf Amazon zu veröffentlichen.

Ihren TikTok-Account beschreibt die Brasilianerin als Game-Changer. Sie hat eine eigene Persona auf der Plattform, da sie unter Pseudonym schreibt. Ihre Posts sind provokativ, sollen gezielt Aufmerksamkeit erregen und auf die Bücher lenken.

Um für ihre Bücher zu werben, zeigt sich die Autorin stets vermummt. Um für ihre Bücher zu werben, zeigt sich die Autorin stets vermummt.

Außerdem schickt die Autorin dreimal die Woche einen Newsletter an Abonnenten, deren Zahl sich laut ihrer Aussage auf rund 6.000 Personen beläuft.

Die wichtigste Metrik für sie sind allerdings Stammleser.

Je mehr Stammleser, desto besser. Die lesen Veröffentlichungen meist noch am selben Tag, was dem Algorithmus von Amazon suggeriert, dass ein Buch beliebt ist. Dadurch klettert ein Titel in den Rankings nach oben und wird so mehr Leuten ausgespielt.

Die Brasilianerin bezeichnet den Amazon-Algorithmus als »Geheimnis, um das Spiel zu gewinnen«.

So viel verdient die Autorin mit ihren KI-Büchern

Als der Screenshot am 22. Juni veröffentlicht wurde, hatte die Autorin 82 Bücher veröffentlicht; KI-Bücher schreibt sie gemäß eigener Aussage seit Januar 2024.

Die Brasilianerin teilte einen Screenshot ihrer Verkäufe über Amazon und gibt an, im Monat rund 1.000 US-Dollar zu verdienen, wovon 90 Prozent von KI-Büchern aus ihrer Hauptreihe stammen.

Wichtig ist die Relation: Die Autorin lebt in Brasilien, wo die Lebenshaltungskosten niedriger sind als in Deutschland oder den USA. Sie kann also von diesen Einnahmen dort leben.

Das Beispiel von dieser Frau zeigt: Bücher mit KI schreiben und vermarkten ist kein Hexenwerk, sondern erfordert immer noch viel Arbeit. Aber könnte das nicht jeder von uns tun?

Warum funktioniert Bücher schreiben mit KI so leicht?

Die Antwort ist recht simpel: Mittlerweile haben wir genügend Werkzeuge, möglichst einfach Bücher zu schreiben und alles Weitere am Rechner zu erstellen.

ChatGPT hilft beim Brainstormen von Ideen, Sudowrite übernimmt all das Wissen, das man vorher brauchte, um gute Bücher zu schreiben, mit Bildgestaltungsprogrammen wie Canva sind nicht nur schnell Cover erstellt, sondern auch Werbematerial. Dall-E und Co. erstellen Charakter-Illustrationen. Mehr braucht man nicht, um die entsprechende Zielgruppe zu erreichen.

Könnte jeder von uns KI-Bücher schreiben? Ja, das Beispiel in diesem Artikel hat das bewiesen. Es steckt immer noch genügend Arbeit dahinter, aber je mehr man sich mit den Tools auseinandersetzt, desto leichter wird es – und YouTube greift unter die Arme. Es gibt viele Tutorials zu Programmen oder KI, etwa, wie man ein Buchcover designt. Erlernen kann das jeder, der genügend Zeit mitbringt.

Bisher noch nicht final geklärt sind die Urheberrechte von mit KI geschriebenen Werken. Nicht nur läuft man Gefahr, dass das KI-Werk zu nah an anderen geschützten Werken liegt und man sich mit Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen muss. Eine KI kann ebenfalls nicht der Urheber eines Werkes sein und auch keine urheberrechtlich geschützten Werke erschaffen (siehe urheberrecht.de).

Darüber hinaus bringt die EU gerade eine Verordnung namens AI-Act auf den Weg, die zum Kennzeichnen von KI-Inhalten verpflichtet. Mehr dazu lest ihr auf der entsprechenden Webseite der EU.

Was das Beispiel der brasilianischen Autorin aber auch zeigt, wie zynisch der Buchmarkt teilweise geworden ist. Sie sagt selbst, dass sie für den Markt und das Geld schreibe. Ihr geht es darum, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, nicht, das Handwerk zu lernen oder künstlerischen Anspruch zu erheben – und es funktioniert.

Der wichtigste Faktor, warum KI-Bücher funktionieren, bleibt aber die Zielgruppe. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat Ende 2023 Lesemotive eingeführt. Unter diesen lassen sich Gruppen von Lesern sortieren, die unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche an ein Buch haben, zum Beispiel:

  • Leichtlesen: Krimis, Liebesgeschichten und Erotik
  • Entdecken: Fantasy und Sci-Fi
  • Optimieren: Sachbücher und Ratgeber
  • Lachen: Geschichten aus dem Leben und Komödien

Die Zielgruppe der brasilianischen Autorin läuft unter »Leichtlesen« und hat das Bedürfnis nach leichter Lektüre in einfacher Sprache, die nicht zu komplex ist – genau das, was KI liefern kann.

Das macht es Autoren leicht, Bücher bestimmter Genre, die dieses Lesemotiv ansprechen, zu generieren. Dazu zählen seichte Krimis, oftmals Romance oder Erotik.

Allerdings würden die Wenigsten wohl so offen darüber sprechen. So lange es auch keine Kennzeichnungspflicht gibt, werden KI-Bücher weiter auf den Markt kommen und von Lesern gelesen werden, ohne zu wissen, dass sie nicht von Menschenhand geschrieben sind.

Fazit

Maxe Schwind

Ich bin selbst Autor und ja, auch ich nutze in seltenen Fällen KI. Allerdings nicht, um meine Bücher schreiben zu lassen, sondern um mich auf Ideen zu bringen. Meine Bücher will ich selbst schreiben, das ist ja auch der Spaß an der Sache.

Mache ich der brasilianischen Autorin einen Vorwurf? Nein, denn mit KI Bücher schreiben funktioniert und wer würde es nicht ausnutzen, wenn er damit Geld verdienen kann? Es steckt immer noch genügend Arbeit dahinter (wenngleich deutlich weniger, als wenn man alles selbst macht) und die Intention der Frau ist klar: Geldverdienen und sich nicht verkünsteln.

Den Vorwurf mache ich den Lesern. Unbeschwerte Lektüre zu lesen ist wirklich nichts Verwerfliches. Doch wenn die Qualität des Inhalts einen Level erreicht hat, auf dem man ihn aus der Konserve reproduzieren kann, liegt etwas im Argen. Auch wenn es bisher Autorinnen und Autoren gab, die Bücher im Akkord veröffentlicht haben, so ist es am Ende eine selbsterfüllende Prophezeiung: Je mehr KI-Bücher gekauft und gelesen werden, desto mehr KI-Bücher werden den Markt fluten.

KI sollte uns meiner Meinung nach Arbeit abenhmen und nicht die Kreativität und den Spaß. Wenn der Kapitalismus jedoch erlaubt, sich durch künstliche Intelligenz der Kunst zu widersetzen, dann hat die Kunst verloren. Das hat sicher allerdings noch nie verhindern lassen.

KI wird nicht mehr verschwinden, weswegen wir uns mit dem Gedanken anfreunden müssen, KI-generierte Inhalte zu akzeptieren – und das ist okay für mich, solange es eine Kennzeichnungspflicht für so etwas gibt.

Ich würde allerdings gerne auf einer heiteren Note enden.

Künstliche Intelligenz kann nicht alles reproduzieren. Bei Geschichten, deren Strukturen deutlich unvorhersehbarer sind wie etwa aus den Genre Fantasy, Sci-Fi oder Thriller, werden menschliche Autoren wohl das Oberwasser behalten.

In einer nicht näher definierten Zukunft könnte das Prädikat »menschgemacht« vielleicht sogar wieder für Qualität stehen, denn die KI kann nichts neu erfinden, sondern nur erschaffen, was schon da ist. Wer will, greift zu KI-Büchern, andere nehmen Menschen-Bücher in die Hand.

Und vielleicht hat die KI ja sogar positive Auswirkungen auf die Buchqualität. Wenn Autoren bestimmter Genres auf einmal in Konkurrenz zum Computer stehen, müssen sie kreativer werden und höhere Qualität anpeilen, um sich durchzusetzen. Ein Gewinn für alle.

Und besseren Geschichten hat sich bisher noch niemand erwehrt.

Wie steht ihr dazu, dass Bücher mit KI geschrieben werden? Findet ihr die Vorgehensweise der Autorin in diesem Artikel gerecht? Schreibt es gern in die Kommentare.

zu den Kommentaren (98)

Kommentare(99)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.