4.000 Jahre alter Stein könnte gigantische Schatzkarte sein - und die älteste Landkarte Europas

Archäologen vergaßen einen seltsamen Stein 90 Jahre im Museum. Jetzt stellt sich heraus, dass er von großem Wert sein könnte.

Werden die Gravuren auf dieser Steinplatte die Wissenschaftler bald schon zu wichtigen Fundstätten führen? (de ArtAdobe Stock; Denis Gliksman, Inrap) Werden die Gravuren auf dieser Steinplatte die Wissenschaftler bald schon zu wichtigen Fundstätten führen? (de Art/Adobe Stock; Denis Gliksman, Inrap)

Alles auf einem Blick

  • Eine Steinplatte mit 4.000 Jahre alten Markierungen könnte auf bisher unbekannte historische Stätten in Nordwestfrankreich hinweisen.
  • Die Gravuren bilden vermutlich eine 30 x 21 km große Region in der Bretagne ab und könnten unbekannte Fundorte darstellen.
  • Die weitere Erforschung der Steinplatte könnte 15 Jahre dauern und wichtige Erkenntnisse über die frühe Bronzezeit liefern.

Diese Gesteinsplatte ist mit 4.000 Jahre alten Markierungen versehen - und könnte jetzt Hinweis auf bislang unbekannte historisch relevanten Stätten im Nordwesten Frankreichs hervorbringen.

Die Steinplatte war Bestandteil des Grabhügels Saint-Bélec in der Bretagne. Bereits im Jahre 1900 landete die Platte in einem privaten Museum, bevor sie 1942 - zusammen mit einer Sammlung weiterer Fundstücke - ins »Musée d'Archéologie Nationale« weitergereicht wurde.

Dort lagerte der Stein unbeachtet, bis er erst im Jahr 2014 von einem Team im französischen Archäologie-Museum wiederentdeckt wurde.

Erst kürzlich, im Jahr 2021, erkannten Forscher in dem Stein die womöglich älteste Landkarte Europas.

Seither stehen die Forscher vor der Herausforderung, zu entschlüsseln, was die Gravierungen auf dem Stein wirklich bezeichnen.

Erfahrt nachstehend, warum diese Steinplatte für Archäologen eine wertvolle Schatzkarte darstellen könnte.

Worum handelt es sich wirklich bei der Steinplatte?

Der Stein stammt vermutlich aus der frühen Bronzezeit, wie Der Standard schreibt. Die Bronzezeit erstreckte sich von etwa 2300 bis 750 v. Chr. Genauer wird die Steinplatte auf einen Zeitraum von 2150 bis 1600 v. Chr. datiert.

Welches Gebiet zeigt die Karte? Nach aktuellem Wissensstand bilden die Gravuren auf der Steinplatte vermutlich eine 30 Mal 21 Kilometer große Region in der Bretagne ab. Das entspräche einer Fläche von 630 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Das entspricht 1,2 Mal der Fläche des Bodensees.

Zudem können die verschiedenen Markierungen auf der steinernen Karte mehrere, bisher unbekannte Fundorte darstellen, vermuten die Archäologen.

Steinharte Fakten, oder letztlich doch ein Trugschluss? Diese Steinkarte weckt Hoffnung unter den Wissenschaftlern. (MANValorie Gô; de ArtAdobe Stock) Steinharte Fakten, oder letztlich doch ein Trugschluss? Diese Steinkarte weckt Hoffnung unter den Wissenschaftlern. (MAN/Valorie Gô; de Art/Adobe Stock)

Welche Geheimnisse verbergen sich wirklich hinter der Steinkarte?

Wie Der Standard schreibt, arbeiten Archäologen für gewöhnlich mit Bodenradar, Luftaufnahmen und setzen auf einen glücklichen Zufall, um Entdeckungen zu machen.

Dass beim Aufstöbern historischer Bauwerke oder archäologischer Fundstätten eine steinerne Karte aus Vorzeiten zum Einsatz kommt, ist eine unkonventionelle Methode - bestätigt auch Yvan Pailler von der Universität der Westbretagne.

Pailler ist zentral am Projekt beteiligt und sagt:

»Eigentlich ist dies nicht unsere Vorgehensweise, aber diese Karte könnte sich als nützlich erweisen, um archäologische Fundstätten zu finden.«

Die großzügig bemessene Fläche von 630 Quadratkilometern ist für die Forscher aber nicht nur Hoffnungsträgerin in Form einer Schatzkarte für wichtige Funde, sondern repräsentiert auch eine Mammutaufgabe. 15 Jahre könnte es dauern, bis die Fläche abschließend erforscht wurde, wie Nicolas Clément vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS) erklärt.

Apropos Karten: Heutzutage setzen Menschen vermehrt auf Google Maps, statt auf eine Steintafel mit darauf geritzten Wegpunkte. Doch wie sah das zur Zeit der Dinosaurier aus?

Was die Forscher dank der Steintafel schon jetzt herausgefunden haben

Die beiden Forscher Nicolas Clément und Yvan Pailler gehörten 2014 dem Team an, welches den Saint-Bélec-Stein wiederentdeckt haben. Seither beschäftigen sich Clément, Pailler und Team damit, was die Gravierungen auf der Steintafel bedeuten könnten.

Landschaftliche Merkmale auf der Steinkarte: Dabei wollen die Forscher bereits einige Flüsse und Berge rund um die Gemeinde Roudouallec bestimmten Gravuren zugeordnet haben. Roudouallec liegt in der Bretagne, hat eine Einwohnerzahl von ungefähr 700 Personen (Stand: Januar 2020).

Beispielsweise bei einer Vertiefung auf der Steinplatte dürfte es sich um das Tal des Flusses Odet in der Bretagne handeln. Verschiedene Linien hingegen könnten Seitenarmes desselben Flusses darstellen.

Ein Twitter-Posting der Société Préhistorique Française gewährt detailliere Einblicke zu den Gravuren:

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Wie geht die Forschung mit der Steinplatte jetzt weiter? Größte Hoffnung stecken die Forscher in eine Reihe von Löchern, Vertiefungen und Kreisen. Dabei könnte es sich, so spekulieren die Forscher, um frühere Behausungen und Grabhügel handeln. Gelänge es, diese Markierungen bestimmten Orten zuzuordnen, stünden die Forscher potenziell vor viele, bisher ungeahnten Entdeckungen.

Im Moment stehen die Archäologen vor der Hürde, diejenige Stelle weiter zu untersuchen, wo die Steinplatte ursprünglich entdeckt wurde.

Davon erhoffen sich die Wissenschaftler eine bessere, historische Einordnung des Steins. Wenn der forschende Fokus vorerst auf der ursprünglichen Fundstelle liegt, zeitigt das sogar jetzt schon Ergebnisse. Denn bis dato unbekannte Plattenfragmente konnten so freigelegt werden.

Durch die weitere Erforschung der Fundstätte, erhoffen sich die Archäologen weitere, relevante Kontext-Informationen. (nouveau.univ-brest.fr) Durch die weitere Erforschung der Fundstätte, erhoffen sich die Archäologen weitere, relevante Kontext-Informationen. (nouveau.univ-brest.fr)

Die Archäologen gehen davon aus, dass der Saint-Bélec-Stein ein damaliges Königreich oder Fürstentum abbildet, schreibt das Smithsonian Magazine.

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Wie bewertet ihr diese Steinplatte aus Frankreich? Ist das ein wichtiger archäologischer Fund, der die Forscherinnen und Forscher letztlich zu wichtigen Ausgrabungsstätten führen wird, oder wird der Saint-Bélec-Stein letztlich als historische Sackgasse in der Forschung erweisen? Schreibt uns eure Meinung hierzu gerne in die Kommentare.

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