Gamescom 2016 - Unsere Überraschungen der Messe

Wie jedes Jahr gab es neben den großen Blockbustern auch kleinere Titel in den Messehallen zu entdecken. Hier verrät die Redaktion ihre ganz persönlichen Überraschungshits.

Es mag verlockend sein, sich auf der Gamescom für Titel wie Battlefield 1, For Honor oder Watch Dogs 2 anzustellen. Aber wenn man selbst mit VIP-Pass noch eine Stunde warten muss, um zu zocken (von den acht Stunden bei Battlefield 1 für normale Besucher fangen wir lieber gar nicht erst an), gibt es definitiv Angenehmeres.

Warum also nicht einmal die kleineren Hallen durchstreifen und ein paar Indie-Anspielstationen mitnehmen? Oder sich auch bei den großen Publishern mal Ausreißer im Portfolio genauer anschauen? Hier verstecken sich teilweise die echten Perlen der Messe. Und genau darum soll es gehen: Die »No Names« der Gamescom 2016, die uns in der Redaktion ganz besonders überrascht haben.

Wir haben im Rahmen der #MissionGC fleißig über die Messe berichtet.

Ein völlig anderes Spiel als letztes Jahr!

Johannes Rohe
@DasRehRohe

Meine Überraschung der Messe war ganz klar Get Even. Erinnert sich noch jemand an das Spiel? Es wurde schon 2013 als Shooter mit Einzel- und Mehrspielerelementen angekündigt (mehr Details gibt's in Markus Schwerdtels Preview von damals) und sorgte vor allem mit seiner genialen Grafik für Aufsehen. Die eingesetzte Technik, Photogrammetrie, erlaubt fast fotorealistische Texturen. Danach wurde es aber lange still um Get Even. Auf der Gamescom 2015 konnte ich (und nur ich) auf einem inoffiziellen Entwicklertermin einen Blick auf das Spiel erhaschen.

Get Even - Erstes Gameplay im Gamescom-Trailer Video starten 1:16 Get Even - Erstes Gameplay im Gamescom-Trailer

In diesem Jahr zeigte der Publisher Bandai Namco Get Even auch offiziell auf der Messe. Eine ganze Stunde lang konnte ich zocken und habe mir dabei mehrmals verwundert die Augen gerieben: Das Spiel, das ich dieses Jahr gespielt habe, hat nämlich nur noch sehr entfernt etwas mit dem Get Even zu tun, das mir 2015 gezeigt wurde. Aus dem Shooter ist ein Horrorthriller mit Actionelementen geworden. Das »neue« Get Even macht immer noch einen sehr guten Eindruck, aber eine handfeste Überraschung war dieses Erlebnis allemal. Wer die ganze Story hören und mehr über die Hintergründe der Veränderung erfahren möchte, schaut sich am besten unser Gamescom-Video über Get Even an.

Die coolsten Messe-Trailer: Get Even und mehr

Get Even - Screenshots ansehen

So »berührend ist nur VR

Markus Schwerdtel
@kargbier

Ich bin ja eher ein VR-Skeptiker. Mir fehlen immer noch Spiele, die nur durch die Möglichkeiten von Oculus & Co funktionieren, die auf dem »normalen« Monitor nicht möglich wären. Ja, Wilson's Heart könnte man genau so gut auf einem regulären PC spielen, schließlich unterscheidet sich das Psycho-Adventure spielerisch kaum von anderen Genre-Vertretern. Man durchstreift ein mysteriöses Irrenhaus, findet Gegenstände, setzt sie an anderer Stelle ein und kommt so einem Geheimnis auf die Spur - gähn.

Link zum YouTube-Inhalt

Allerdings reißen es die VR-Brille und vor allem die Touch-Controller von Oculus raus. Es fühlt sich einfach »echt« an, mit der linken Hand ein Buch aufzuheben und dann mit der rechten umzublättern. Oder einen Schlüssel im Schloss umzudrehen. Oder mit kräftigen Armbewegungen eine Flügeltür zu öffnen. Oder einen Lichtschalter zu drücken. Oder, oder, oder. Dabei schaffen es die Entwickler, dass sich all diese Bewegungen eben nicht »gimmicky« anfühlen, sondern sich richtig gut einfügen. Ganz davon zu schweigen, dass die Genre-üblichen Schockeffekte in VR natürlich noch besser rüberkommen, obwohl Wilson's Heart dankenswerterweise auf allzu krasse Jumpscares verzichtet. Ob mich das Spiel zum Kauf einer Oculus-Brille bringt? Nein, wohl kaum. Aber es zeigt, wohin die Reise in meinem geliebten Adventure-Genre dank VR gehen kann. Jetzt bitte ein Sherlock-Holmes-Spiel!

Grusel mit VR: Resident Evil 7 hat es in sich

Torchlight + Final Fantasy

Elena Schulz
@Ellie_Libelle

Meine persönliche Gamescom-Überraschung habe ich an einer unscheinbaren kleinen Anspielstation bei THQNordic entdeckt und wäre dann am liebsten gleich dageblieben. Nicht bloß weil es keine Schlange gab (juhu!), sondern weil Battle Chasers: Nightwar einfach wahnsinnig viel Spaß macht.

Das Action-Rollenspiel ehemaliger Darksiders-Entwickler erinnert ein wenig an Spiele wie Torchlight oder Diablo, wenn man durch mit Fallen und Rätseln gespickten Dungeons streift - bis man auf ein Monster trifft. Dann startet ein rundenbasierter Kampf und Battle Chasers offenbart seinen wahren Charakter: Das storylastige Abenteuer rund um die Heldin Gully und ihre Gefährten ist nämlich eigentlich eine Hommage an klassische JRPGs. Ich wähle also taktisch Angriffe aus, sammle fleißig Mana und - man ahnt es bereits - haue den Gegnern meine mörderischen Spezialangriffe um die Ohren. Mann, ist das cool!

Battle Chasers: Nightwar - Screenshots ansehen

Nicht zuletzt dank der detailierten Animationen, die die Figuren aus der Comic-Vorlage von Joe Madueira in Szene setzen. Wenn Schwertkämpfer Garrison seine Klinge schwingt oder Riesengolem Calibretto seine Kanone auspackt, wirkt das wie aus einem actiongeladenen Anime entnommen. Am Ende erlege ich sogar einen gigantischen Roboter-Boss, der selbst einige fiese Spezialangriffe auf Lager hat. Das ist mal eine Anspiel-Demo, die sich sehen lassen kann!

News zum Kickstarter-Erfolg: Was verbirgt sich hinter Battle Chasers?

30.000 kleine Helden

Heiko Klinge
@HeikosKlinge

Ähnlich wie mein Highlight Star Citizen ist auch Drone Swarm im aktuellen Entwicklungsstand ein Spiel mit noch sehr vielen Fragezeichen. Aber genau wie Star Citizen löst es etwas aus bei den Leuten, die es zum ersten Mal sehen. Mit jeder Sekunde unseres Messe-Livestreams mit Chefentwickler Julian Mautner wurden die Twitch-Kommentare zum ungewöhnlichen Weltraum-Taktikspiel interessierter und faszinierter.

Gut, das mag zum einem an der ansteckenden Begeisterung und dem charmanten Tiroler Akzent unseres Gastes gelegen haben, aber es sieht eben definitiv auch einfach nur unglaublich cool aus, wenn er mit 32.000 Dronen die physikalisch verrücktesten Dinge anstellt, um etwa - Zitat - »eine Fregatte in den großen Cruiser reinzubuttern«.

Drone Swarm im Gamescom-Studio - Das Schwarm-Strategiespiel im Detail Video starten 19:33 Drone Swarm im Gamescom-Studio - Das Schwarm-Strategiespiel im Detail

Im Gegensatz zu Star Citizen habe ich die Messdemo von Drone Swarm auch selbst spielen können. Und ich kann schon jetzt sagen: Die Faszination bleibt auch in der Praxis erhalten, das Kern-Gameplay funktioniert. Das Manövrieren des Dronenschwarms und das physikalische Kombinieren der witzigen Spezialfähigkeiten macht schon jetzt jede Menge Laune.

Ankündigung: Das Drohnen-Spiel aus Österreich

Die Entwickler haben natürlich noch eine Menge Arbeit vor sich, vor allem die versprochene dynamische Kampagne samt spannender Story und harten Entscheidungen bedeutet eine enorme Herausforderung für solch ein kleines Indie-Studio. Die Grundlagen für ein ebenso außergewöhnliches wie spaßiges Weltraum-Taktikspiel sind aber definitiv vorhanden. Und davon gibt's ja eh viel zu wenige.

Nennt mich Kirk

Michael Graf
@Greu_Lich

Wer mich kennt, der weiß, dass ich sowohl Star Trek als auch Star Wars mag. Und wer mich noch besser kennt, weiß, dass ich Virtual Reality ebenfalls ziemlich faszinierend finde. Vielleicht nicht so faszinierend wie Kollege Stange, aber der spinnt ja auch. Jedenfalls sind das die idealen Voraussetzungen dafür, auf der Gamescom zwei VR-Spiele auszuprobieren. Erstens X-Wing VR Mission, einen kostenlosen Ableger von Star Wars: Battlefront für PlayStation VR, in dem man einen X-Wing fliegt. Zweitens Star Trek: Bridge Crew, das mich gemeinsam mit drei anderen Spielern auf eine virtuelle Sternenflottenbrücke versetzt.

Battlefront: X-Wing VR Mission - E3-Teaser zum Dogfighting-Spiel für PlayStation VR Video starten 0:42 Battlefront: X-Wing VR Mission - E3-Teaser zum Dogfighting-Spiel für PlayStation VR

Beides hat mich unglaublich beeindruckt, nicht spielerisch, sondern weil es zeigt, was in der VR-Technologie steckt. X-Wing VR Mission etwa ist simpel, eher eine Moorhuhnjagd mit Tie Fighter, auch wenn ich frei herumfliegen darf. Aber diese Atmosphäre! Ich kann die S-Flügel öffnen und schließen, an der Rebellenflotte vorbeirauschen, Funksprüchen lauschen, mich umdrehen und meinen R2-Droiden angucken - oder an meinem »Körper« herabschauen, der eine orange Rebellen-Pilotenkluft trägt! Ich sitze halt einfach in einem verdammten X-Wing, und grinse wie ein kleiner Junge! Klar, an sich ist X-Wing VR Mission nur eine Technologiedemo, die aber zeigt, dass man mit VR beeindruckende Star-Wars-Weltraumspiele inszenieren könnte. Ein neues X-Wing (oder noch bessser: ein neues Tie Fighter) mit dieser Technik wäre ein absoluter Traum.

E3-Trailer: So spielt sich Star Trek: Bridge Crew

Star Trek: Bridge Crew ist spielerisch noch simpler, ich sitze an einem Kontrollpult und drücke Knöpfchen (übrigens mit dem Oculus Touch Controller, der sich sehr gut anfühlt, viel natürlicher als die Vive-Fuchtelstöcke). Was Bride Crew besonders macht, ist das Teamwork, denn ich bemanne das virtuelle Föderationsschiff »U.S.S. Aegis« ja mit drei anderen Spielern: Ich bin der Waffenoffizier, ein Entwickler mimt den Captain, hinzu kommen Steuermann und Ingenieur. Wenn man Bridge Crew als Rollenspiel begreift - und das tun wir - macht das einen Riesenspaß, weil sich's wie in den TV-Serien anfühlt: Wir quittieren Befehle mit »Ja, Captain!«, rufen »Rumpf auf 60 Prozent, Captain!« oder fordern »Mehr Energie auf die Schilde«, während die Klingonen die Hülle durchlöchern. Noch mal: Das ist spielerisch simpel. Dennoch sind beide Spiele Fingerzeige dafür, was mit VR möglich ist, erst recht bei Weltraumspielen. Und die liebe ich doch so!

Star Trek: Bridge Crew - Screenshots ansehen

Mir wurde aufgelauert

Maurice Weber
@Froody42

Für Shock Tactics hatte ich gar keinen Messetermin, genauer gesagt hatte ich das Spiel überhaupt nicht auf dem Schirm - bis die Entwickler mir gerissen am Abend auf der Branchenfeier aufgelauert haben und mich überzeugten, es mir anzuschauen. Und ich hab's nicht bereut! Wer nach XCOM 2 dringend neues Rundentaktikfutter sucht, der könnte bei diesem kleinen Berliner Titel genau richtig sein.

Shock Tactics macht aus seinen großen Vorbildern keinen Hehl, würzt das Spielprinzip aber mit eigenen Kniffen. Die Basis ist etwa kein komplett abgetrennter Bildschirm wie in XCOM 2, sondern ich platziere die Gebäude auf einer normalen Karte und verteidige dann im Falle eines Angriffs genau das von mir gestaltete Lager. Die Feinde versuchen dann, gezielt bestimmte Gebäude zu sabotieren. In den Rundenschlachten muss ich energisch und zielstrebig vorgehen, weil Gegner nicht auf der Karte auf mich warten: Sobald ich auf die erste Feindtruppe stoße, alarmiert die auch ihre verstreuten Verbündeten und die bewegen sich auf mich zu. Ich muss also schnell und aggressiv Gegner ausschalten, damit ich nicht von der Verstärkung überwältigt werde.

Mehr Strategie mit Maurice: Dropzone im Studio

Dabei hilft es, dass ich meine Jungs mit einer Vielfalt an interessanten Items und Fähigkeiten ausrüsten kann. Highlight war ein besonders trickreicher Teleport-Angriff. Dabei verschieße ich drei Kapseln, die auf Wandflächen in Reichweite gezielt werden müssen. Danach springt mein Soldat nacheinander zu allen drei Teleportern und nimmt den nächsten Feind ins Visier. Es kommt also darauf an, jedes Gerät für einen optimalen Flankenschuss zu platzieren und beim dritten wieder selbst in Deckung zu landen. Shock Tactics machte den Eindruck, jede Menge Raum für coole Schachzüge zu bieten. Es könnte ein echter Rundentaktik-Geheimtipp werden.

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