Star Wars: Battlefront II – Die letzten Monate

Am 17. November war es ein Jahr her, dass der zweite große nennenswerte Spieletitel mit Star Wars Marke seit der Übernahme von Disney veröffentlicht wurde. Ein...

von Henry Scholl am: 23.11.2018

Ich hab da ein ganz mieses Gefühl…

 Vorab ist eines klar: Die Grafik war und ist noch immer unumstritten schön, wie Padmé Amidala in ihrem engen Lederkleid. Demensprechend ist auch die Atmosphäre ein Traum für jeden Star Wars Fan, doch hinsichtlich des Gameplays sieht es anders aus. Als zu Release die Charaktere noch durch Lootboxen – also per Zufall – ihre Fähigkeiten verbessern konnten, unabhängig von Leistung und Intensität des Spielens, war der lauthalse Protest vorprogrammiert und schnell setzten sich die Entwickler an den PC und wollten ein System gestalten, mit dem ihre Kunden zufriedengestellt werden konnten. Dies sollte eigentlich ein Schritt sein, den man lange vor Release eines Spiels macht, nicht erst danach. Logischerweise beschäftigte sich das – damals noch gefühlt deutlich größere – Personal nur mehr mit dem Ersetzen der Lootboxen und ließen Content weitläufig außer Acht. Zum Kinostart von "Die letzten Jedi" wurden natürlich schon nach einem Monat eine Karte und zwei Charaktere veröffentlicht, die vermutlich bereits vorher fertig waren, also mehr ein Marketing-Gag als eine befriedigende Geste.

Schnell wurden die Befürchtungen erfüllt, dass es noch ein weiter Weg bis zu dem Umfang sein wird, den sich die Spieler erwartet hatten, auch wenn dieser den ersten Teil von 2015 deutlich übersteigt – nur sollte dieser eigentlich kein Maßstab sein.

 

Ihr Mangel an Fan-Service ist beklagenswert

 Als dann das neue Fähigkeitspunkte-System per kostenlosem Update erschien, war die Freude groß, auch wenn das Spiel erst das erfüllt hatte, was man eigentlich schon zu Release vorhanden sein hätte sollen.

Der nächste Schritt sollten dann neue Inhalte sein, natürlich wünschte sich so ziemlich jeder Spieler Clone-Wars Inhalte aus Episode II und der Serie. Diese konnten nicht nur ein paar der interessantesten Charaktere (General Grievous, Count Dooku, Ahsoka Tano usw.) vorweisen, in den Klonkriegen kam es auch zu hunderten epischen Schlachten auf unbekannten Planeten mit neuartigen Waffen.

Der feuchte Traum wurde jedoch im Mai auf Eis gelegt, denn im Zuge des neuen ungewollten "Solo: A Star Wars Story" kam der noch viel weniger gewollte passende Inhalt zum Spiel. Dies fühlte sich nicht wie ein Geschenk, sondern eher wie eine Provokation an. Natürlich musste DICE irgendwo den von Disney vorgegebenen Rahmen zwecks des Marketings einhalten, doch auf ganz dünnem Eis auf den Herzen der Fans herumzutrampeln, ist mit Sicherheit keine intelligente Entscheidung. Ganz besonders wenn es sich bei den Inhalten nicht um neue Charaktere (Tobias Beckett oder Qi'ra wären annehmbar gewesen), sondern um neue Skins handelt, wie Chewbacca mit Brille oder Han Solo in der Alden Ehrenreich Version.

So tanzten die Entwickler weiterhin auf den Nasen der Fans herum und warfen ihnen immer wieder – in gewaltigen Zeitabständen – ein paar Häppchen hin, damit niemand sagen konnte, dass sie sich nicht um den Inhalt kümmern. So veröffentlichten sie eine Map, die es so ähnlich bereits in Battlefront 1 gab, verdunkelten ein paar Karten für eine Nachtversion und erstellten einen Ewok-Modus, der eigentlich ziemlich spaßig, jedoch leider nur zeitlich begrenzt war.

Bis Oktober war es das auch schon wieder.

 

Hoffnung?

 Auch wenn auf der E3 die Clone Wars Inhalte endlich angekündigt wurden, verteilten sie diese auf mehrere Monate, angefangen mit dem heiß ersehnten General Grievous für Ende Oktober. Makaber hierbei: Angesichts der großen Zeitspanne, die für eine Handvoll Charaktere und einige Klonkrieger-Skins geplant wurde, müssen wohl derzeit nicht mehr als eine Besenkammer voll Programmierer an dem Spiel arbeiten, sonst wäre diese deutlich kürzer.

Als dann der General der Seperatistenarmee veröffentlicht wurde, platzten die Server aufgrund des Spieleransturms aus allen Nähten. Zu Recht, denn der neue Charakter war sehr spaßig zu spielen, hatte ein tolles Design, ebenso passende Animationen und besonders cool: Man konnte ihm ein einfaches Husten als Emote zuweisen, halt wie im Film. Dies mag lächerlich klingen, doch so sind es doch die kleinen Dinge, die Perfektion ausmachen und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Wenn man die Inhalte jedoch nicht mehr mit den glänzenden Augen eines Fanboys sieht, erkennt man die unsaubere Arbeit der Entwickler. Zwei von drei Fähigkeiten des Generals sind nahezu nicht zu verwenden, da sie schlichtweg verbuggt sind und die dritte macht Spaß, ist jedoch nicht wirklich für den Kampf geeignet. Damit lieferten die Entwickler nach einer Pause nennenswerten Contents von fünf ganzen Monaten einen Charakter, und dieser ist erst nach einem vernünftigen Update wirklich frustfrei zu verwenden.

 

Helft mir Obi-Wan Kenobi, Ihr seid meine letzte Hoffnung.

 Vor kurzem wurde der Trailer zum geonosianischen Krieg veröffentlicht, mit dem Obi-Wan seinen Platz im Spiel finden soll. Es bleibt spannend, ob er die Erwartungen erfüllen und das Spiel etwas umfangreicher machen kann.

Grundsätzlich hat DICE mit seinem Spiel mal wieder versagt, zumindest in Bezug auf den Fanservice. Dies liegt entweder daran, dass dem Titel nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird, also zu wenig Entwickler daran arbeiten, oder dass halt doch viele Entwickler vor dem Bildschirm sitzen, diese jedoch zum Großteil aus Gungans bestehen. Jar Jar lässt grüßen.

Das traurigste daran: Für einen Star Wars Fan ist Battlefront II noch immer die bisher mit Abstand beste Alternative, um in die weit weit entfernte Galaxie einzutauchen. Dies ist nun mal der Grafik, der Atmosphäre und den gnadenlos detailreichen Settings gestattet. Auch wenn sich das Spiel selbst lange nicht so entfaltet, wie es könnte. Da hilft nur schlucken und das Lichtschwert anschalten.


Wertung
Pro und Kontra
  • Atmosphäre
  • Grafik
  • Animationen
  • Star Wars durch und durch
  • Schlechter Fan-Service
  • Geringer Content
  • Technische Mängel (Bugs usw.)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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