Seite 3: Total War Saga: Thrones of Britannia im Test - Episch und primitiv wie das Mittelalter

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Klassisch gute Schlachten

Und wie sieht's mit den Schlachten aus? Kurze Antwort: weitgehend wie in Attila! Hier nimmt sich Thrones of Britannia deutlich weniger Raum zum Experimentieren. Aber das hat uns gar nicht so sehr gestört, Attila war ja ein feines Total War! Und es macht enorm viel Spaß, nach zwei Teilen Warhammer zur Abwechslung mal wieder in traditionelle Mittelalter-Schlachten zu ziehen. Ohne Drachen und Magier, dafür mit klassischen Fähigkeiten wie Keilformationen, Feuerpfeilen und Schildmauern.

Letztere dominierten das Schlachtfeld des damaligen England, deswegen spielen sie auch in Thrones eine wichtige Rolle: Fast jeder Infanterietrupp kann sich hinter einer Mauer aus Schilden verbarrikadieren und sogar frontale Reiteranstürme abschmettern.

Kavallerie ist in Thrones historisch bedingt noch längst nicht so stark wie in Medieval 2 und sollte nicht von vorn attackieren. Kavallerie ist in Thrones historisch bedingt noch längst nicht so stark wie in Medieval 2 und sollte nicht von vorn attackieren.

Aber die größte Schlachtenänderung ergibt sich aus der Kampagnenkarte: die Zusammensetzung unserer Armee! Weil wir nicht einfach Berge von Elite-Einheiten in die Schlacht werfen können, bestehen Streitkräfte meistens aus einem harten Kern der besten Truppen und drumherum auch mal frisch eingezogenen Bauern - wie es im Frühmittelalter eben war! So müssen wir uns clever überlegen, wo wir den Feind mit unseren besten Jungs unter Druck setzen.

Ein wenig schade fanden wir, dass sich die Fraktionen auf dem Feld grundsätzlich alle recht ähnlich sind, es gibt keine so großen Unterschiede wie zwischen Römern und Hunnen in Attila. Aber das ist nun mal dem Szenario geschuldet, wie sollte sich auch ein schottischer Schwertkämpfer fundamental von einem irischen unterscheiden? Und die Fraktionen haben trotzdem alle ihre eigenen Stärken. Nur die Waliser führen etwa Langbogenschützen ins Feld, können aber im Nahkampf nicht mit den besten Axtkämpfern der Wikinger mithalten. So sind doch unterschiedliche Strategien gefragt.

Die Mauern sind gefallen, die Tore auch: Zeit, die Sache zu beenden! Die Mauern sind gefallen, die Tore auch: Zeit, die Sache zu beenden!

Und die Belagerungen gehören sogar zum Besten, was wir in der Serie bislang gespielt haben. Denn die wunderschönen englischen Dörfer, die um einiges größer ausfallen als die Festungen in Warhammer und mehr Freiraum für Manöver bieten als in Attila, ermöglichen herrlich epische Schlachten.

Die schlechteste KI seit langem

Spielmechanisch ist Thrones of Britannia also eigentlich ein richtig gutes Total War. Nicht ohne Schwächen in Sachen Tiefgang, aber auch überraschend innovativ und enorm stimmungsvoll. Aber ihr habt vermutlich schon gemerkt, dass wir uns einen der wichtigsten Teile eines jeden Total-War-Tests diesmal bis zum Schluss aufgehoben haben: die KI. Und die ist diesmal so schlecht wie lange nicht mehr.

Wo wir in Warhammer trotz Macken so manche knappe Schlacht schlagen und uns auch mal richtig ins Zeug legen mussten, erlebten wir das hier kein einziges Mal. Selbst, als wir mit dem wohl schwersten Volk Northumbria auf »Sehr schwer« spielten, schnitten wir durch unsere Feinde wie ein heißes Messer durch Butter.

Einer der peinlichsten KI-Schnitzer: Vor der Belagerung hat der Computer alle Verteidiger noch schnell auf Boote gesetzt und gondelt die ganze Schlacht über sinnlos übers Meer. Einer der peinlichsten KI-Schnitzer: Vor der Belagerung hat der Computer alle Verteidiger noch schnell auf Boote gesetzt und gondelt die ganze Schlacht über sinnlos übers Meer.

Was vor allem daran liegt, dass sich die KI ständig hoffnungslos übernimmt: Kaum ein Computervolk traut sich je, uns den Krieg zu erklären, aber untereinander prügeln sie sich teilweise sogar mit acht Feinden gleichzeitig. Das können wir immer ausnutzen, denn die KI kriegt es selten auf die Reihe, dann noch an einer weiteren Front zu kämpfen. Mal hetzt sie uns hoffnungslos unterlegene Armeen in Selbstmordkommandos auf den Hals, mal marschiert sogar der König komplett ohne Truppenunterstützung allein gegen uns.

Die Leiden des ungeforderten Strategiespielers

In der Schlacht spielt der Computer zwar kompetenter, trampelt mit seinen Reitern aber auch mal frontal in eine Lanzenmauer. Verloren haben wir keine einzige Schlacht, selbst in dramatischer Unterzahl nicht. Und das ist ein Riesenproblem für Thrones of Britannia: Es fordert uns fast nie, aber viele seiner besten Mechaniken greifen erst in kniffligen Situationen so richtig.

Die Rekrutierung etwa verliert viel an Spannung, wenn wir einfach nie eine Armee verlieren! Während die KI umgekehrt überhaupt nicht damit zurechtkommt, dass sie ihre Verluste so schwer ersetzen kann. Dabei ist es ja eigentlich lobenswert, dass sie sich nicht einfach neue Soldaten ercheatet - aber dann müsste sie auch besser spielen. Denn so können auch wir unsererseits einige Mechaniken ignorieren.

Klassische Feldschlacht: Der Feind attackiert unsere Linien, wir decken ihn mit Feuerpfeilen ein. Klassische Feldschlacht: Der Feind attackiert unsere Linien, wir decken ihn mit Feuerpfeilen ein.

Den Kriegseifer zum Beispiel, der sinkt, wenn wir zu lange erfolglos kämpfen. Tolle Sache eigentlich, aber wir gewinnen ja immer! Oder die Loyalität unserer Generäle, die wir auf simpelste Weise sichern, indem wir Provinzen mit Landgütern erobern und die ohne jeden Anspruch gleichmäßig verteilen. So bleibt ein im Grunde starkes Total War, das aber schlichtweg viel zu leicht ist. Am Ende behalten die Renaissance-Feingeister also doch recht: Das Mittelalter war eine Zeit voller dümmlicher Barbaren.

Die KI-Schwächen am praktischen Beispiel könnt ihr übrigens auch in der Aufzeichnung unseres ausführlichen Twitch-Streams zum Spiel erleben - genauso natürlich wie die Stärken von Thrones of Britannia.

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