Als die Rätsel richtig loslegen, werde ich wieder zum Hund. So fühlen sich gute Puzzlespiele für mich an: Ich will mit einem langen Stock im Maul durch die Tür, bleibe am Rahmen hängen und fühle mich unendlich dumm.
Zuerst verstehe ich nicht, warum der Stock nicht einfach durch die Tür passt. Dann verstehe ich, dass er zu breit ist. Dann verzweifle ich. Das Rätsel ist unmöglich! Ich kann doch nicht die Tür breiter machen! Und wenn ich dann nach einer Viertelstunde des Brütens den Stock seitlich drehe und reibungslos durchkomme, fühle ich mich wie der Allerklügste.
So spielt sich The Talos Principle 2 in meinem Kopf ab. Schon beim Vorgänger war es ähnlich.
Beide Spiele setzen auf Logikrätsel, bei denen ich mit Schaltern, Würfeln, Druckplatten und Lichtstrahlen hantiere. Allein schon die Orientierung in einem räumlichen Puzzle wird für mich aus der Ego-Perspektive zur Herausforderung.
Doch ist die Lösung einmal verstanden, fühlt sie sich simpel an. Umständlich in der Ausführung werden nur wenige Rätsel.
Warten auf den Geistesblitz
Bei The Talos Principle habe ich circa die Hälfte der Rätsel auf Anhieb gelöst. Die zweite Hälfte fällt in die Hund-Stock-Kategorie. Ich habe an mir gezweifelt, am Spiel, an der Technik, und habe mir tagelang den Kopf zerbrochen. Jeder Geistesblitz hat mir minutenlange Hochgefühle beschert. Aber es konnte Stunden dauern, bis er kam.
Normalerweise halte ich solche Spiele nicht lange durch. Doch Talos 1 hat etwas geschafft, was sonst nur Ausnahmespiele wie Portal bei mir bewirken: Es hatte eine so originelle und gut erzählte Geschichte, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Oft konnte ich mir die Zeit bis zum nächsten Geistesblitz vertreiben, indem ich mit den Computer-Terminals plauderte.
Die Multiple-Choice-Dialoge zwischen Philosophie-Stunde und Text-Adventure waren für mich die eigentliche Hauptattraktion. Sie wirkten auf mich wie ein eigenes Spiel. Doch sie verbanden auch alles miteinander und lieferten den Grund dafür, warum ich überhaupt als Roboter durch eine Welt voller absurder Logikrätsel irrte.
Wenig los in der neuen Welt
The Talos Principle 2 ist eine Fortsetzung, macht aber einen großen Zeitsprung und erzählt eine eigenständige Geschichte. Beim Rätseln fühlt es sich so an wie Talos 1 – nur neuer und schöner.
Das Unreal-Engine-5-Spiel protzt mit stimmungsvollen Lichteffekten und einem hohen Detailgrad bis ins Unkraut, das zwischen den Steinplatten sprießt. Auf meinem älteren PC habe ich es nur in der zweithöchsten Detailstufe ausprobieren können und war doch beeindruckt.
Abseits der Rätsel ist Talos 2 ein völlig anderes Spiel. In Talos 1 lief ich einsam durch verwitterte Ruinen. Talos 2 beginnt mit meiner Geburt in einer Roboter-Stadt als Individuum Nummer 1.000.
Das Szenario ist ungewöhnlich und es wirkt ungleich viel aufwändiger als in Talos 1. Die Roboter sprechen und bewegen sich lebendig. Ihre Welt steckt voller Widersprüche. Sie leben in einer vermeintlichen Utopie-Stadt, die eher an ein halbverlassenes Ferienressort erinnert.
Die offene, aber leere Stadt ist kein technischer Mangel, sondern Teil der Story. Vor allem das Museum steckt voller guter Gags und kluger Details. Ich merke: In der vermeintlichen Hauptstadt tut sich wenig, es herrscht angespannte Langeweile.
Die intelligenten Computerwesen von New Jerusalem sehen sich als Nachfahren der ausgestorbenen Menschheit. Sie wollen es besser machen als ihre biologischen Vorfahren. Doch als ich in der Stadt ankomme, herrscht bereits Streit.
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