Das iPhone 13 mini hat mich zum Smartphone-Spieler gemacht - mit 41 Jahren

Meinung: Redakteur Alex wollte nie auf einem Smartphone spielen. Das iPhone 13 mini von Apple hat ihm nun jedoch gezeigt, wie gut das funktionieren kann.

Das iPhone 13 mini eignet sich trotz des nur 5,4 Zoll großen Displays sehr gut zum Spielen. Das iPhone 13 mini eignet sich trotz des nur 5,4 Zoll großen Displays sehr gut zum Spielen.

Es ist soweit: 367.796 Stunden nach meiner Geburt, 125.792 Stunden nach dem Verkaufsstart des ersten iPhone in Deutschland spiele ich jetzt, Schlag 20 Uhr und 50 Minuten am Montag, den 14. März 2022, zum ersten Mal ein Spiel auf einem Smartphone (!).

Und ja, ich habe zuvor noch nicht einmal die graue Pixelschlange in Snake über das monochrome Display eines Nokia 6310 bewegt – nicht ein einziges Mal, möchte ich betonen. Es ist übrigens Sonic Racing aus dem App Store von Apple geworden. Ganz in der Manier des glühenden Sega-Fanboys, der ich einmal war, Anfang der 1990er Jahre mit meinem innig geliebten Game Gear. Ach...

Und tatsächlich fühle ich mich auch so wie damals. Zumindest so, wie ich entsinne, mich gefühlt zu haben. Obwohl, ein bisschen anders ist es schon. Denn zunächst erwarte ich mir nicht wirklich viel von dem Spielerlebnis, während ich früher vor lauter Vorfreude fast geplatzt wäre.

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Ich wollte niemals auf dem Smartphone spielen

Auf einem Smartphone und dazu noch auf einem iPhone 13 mini mit gerade einmal 5,4 Zoll messendem Display ein Videospiel auch nur anzurühren, wäre mir bis zu dieser Kolumne im Traum nicht eingefallen. Wozu auch? Ich habe einen High-End-Rechner samt überdimensioniertem und 180 Hertz schnellem 21:9-Bildschirm, wahlweise einen großen 120 Hertz 4K-OLED-Fernseher, eine Xbox Series X und falls es tatsächlich einmal mobil sein sollte auch noch Valves Steam Deck inklusive eines erheblichen Teils meiner Steam-Bibiliothek.

So wühle ich mich also durch den App Store und will den Freischaltcode für das Spieleabo Arcade aktivieren, den mir Apple freundlicherweise und extra für diesen Artikel hat zukommen lassen. Klappt aber nicht, weil längst abgelaufen. Ja, hätte ich das doch nur schon vor ein paar Wochen gemacht. Aber wie gesagt, ich hab mir ja nichts davon erwartet, gleichzeitig standen die Tests zu Steam Deck und MacBook Pro im Vordergrund. Letzteres hat mich sogar fast vom PC abschwören lassen.

Letztenendes melde ich mich für das Standardabo an. Die ersten vier Wochen sind kostenlos, danach müsste ich rund fünf Euro monatlich berappen. Dafür kann ich jedoch alles spielen, was der wachsende Katalog von Apple Arcade zu bieten hat. Aber welches der rund 200 Games soll ich denn nun zocken? Bloons TD 6+, Monument Valley 2+ und Co. sagen mir als PC-Spieler nichts und auf Solitär hab ich nun wirklich keinen Bock. Ist ja schließlich nicht mehr 1994, Windows 3.11 wurde längst zu Grabe getragen und Solitär, naja.

Ich scrolle weiter, überall lachen mir bunte und mehr an Kinderspiele erinnernde Icons von Games wie Wylde Flowers oder Zookeeper World entgegen. Eigentlich ist das nichts für mich, Apple richtet sich mit Arcade in erster Linie an Familien und nicht an durch bluttriefende Horror-Shooter abgestumpfte PC-Spieler.

Ein blauer Igel lädt mich ein, es doch zu probieren

Doch dann entdecke ich es, inmitten zahlreicher mir völlig unbekannter Mobile-Games wie Oceanhorn 2 und Skate City: Blaue Stacheln wehen im Fahrtwind in einem ebenso leuchtend blauen Sportwagen, der sich brausend in die Kurve legt – Sonic Racing. Sofort sind all meine nostalgischen Handheld-Gefühle geweckt, endlich habe ich einen Grund, ein Spiel zu installieren.

Jetzt fühle ich mich tatsächlich wieder ganz genau so wie der zwölfjährige Junge im neun Quadratmeter großen Zimmer, das zuvor eine Abstellkammer mit gräulich bunten PVC-Fließen und danach ein begehbarer Kleider- und Schuhschrank war. In der ersten Etage des holzgelben Stockbetts, das ich mit meiner drei Jahre jüngeren Schwester teile, liege ich und spiele Sonic the Hedgehog. Mir gehen die Augen über vor dieser 8-Bit-Grafikpracht in 160 x 144 farbigen Pixeln.

Sonic Racing. Sonic Racing.

Und genau so ist es jetzt wieder. Diesmal sind es allerdings 2.340 x 1.080 Pixel auf einem OLED-Screen mit besten Schwarzwerten und dadurch auch höchstmöglichem Kontrast. Der A15 Bionic mit seinen vier GPU-Kernen zaubert mir den frechen Igel in leuchtenden Farben auf das Display. Links neben mir erstrahlen Knuckels in Blutrot und rechts Rouge in zartem Rosa. Das alles vor satter himmelblauer Menükulisse.

Begleitet werde ich dabei von wuchtig dröhnenden E-Gitarren. Für ein Gerät, das so klein ist wie das iPhone 13 mini, ertönt die Musik erstaunlich detailliert und facettenreich. So geht es in mein erstes Ligarennen. Die Musik verstummt langsam, der Countdown zählt von drei herunter – Start, es geht los. Sonic tritt von selbst ins Gaspedal, ich muss und kann gar nicht beschleunigen oder bremsen. Aha, nach links und rechts kann ich durch das Berühren des Touchdisplays lenken, recht viel mehr aber auch nicht.

Fünf Sekunden später fahre ich durch eine halbtransparente Kiste mit einem Fragezeichen. Jetzt kenne ich mich aus: Auf das Raketensymbol drücken, Extrabeschleunigung voll ausnutzen, richtig in die Kurven legen, goldene Ringe einsammeln, ganz so wie im Sidescroller von 1992 auf meinem Game Gear. Ich bin so konzentriert, dass ich nicht mitbekomme, wie die rasant an mir vorbeihuschende Spielwelt ringsum aussieht, mein Fokus liegt auf der ockerbraun karierten Straße. Ich kann nur sagen, dass sich alles butterweich anfühlt. Sieg!

iPhone im Geschwindigkeitsvergleich

Die Steuerung ist sehr intuitiv

Nun bin ich angefixt. Jetzt will ich mehr sehen. Ok, ich blicke auf die Uhr, es ist schon recht spät, aber Shadow Blade+ probiere ich noch eben aus. Zumal es mich entfernt an den Action-Hit Shinobi aus dem Jahr 1991 erinnert. Das hatte ich als Heranwachsender ebenfalls auf dem Game Gear gesuchtet.

Und auch Shadow Blade+ läuft angenehm flüssig. Ich würde mich fast wetten trauen, dass der A15 Bionic die 60 Hertz des OLED-Panels wie schon zuvor in Sonic Racing voll ausnutzt, wenn er sie nicht gar übertrifft. Dennoch wären 120 Hertz wünschenswert. Günstigere Geräte anderer Hersteller bieten das durchaus.

Die Steuerung ist sehr gut gelungen, extrem intuitiv und präzise. Ohne die Anweisungen auf dem Bildschirm zu beachten, hüpfe und kämpfe ich, als hätte ich noch nie etwas anderes gemacht. So muss sich Paul Atreides in Dune fühlen, wenn er ohne jede Vorkenntnis den Destillanzug der Fremenkrieger mit all seinen Schläuchen zur Wasserzirkulation perfekt anlegt.

Nur, dass ich nicht der Auserwählte, der Muad’Dib, sondern der aller gewöhnlichste Normalfall bin. Anders lässt sich nicht erklären, wie es den Entwicklern gelungen ist, die Steuerung derart intuitiv auf mich zuschneiden können. Begegnet sind wir uns jedenfalls nicht!

Star Trek überzeugt mich restlos

Lieutenant Worf gesellt sich nach einem ersten Kampf mit zwei Cardassianernzu mir. Lieutenant Worf gesellt sich nach einem ersten Kampf mit zwei Cardassianernzu mir.

Ok, jetzt hat es mich erwischt. Ein letztes Spiel muss ich unbedingt noch versuchen, ehe ich mich Schlafen lege. Was verbirgt sich wohl alles unter der Überschrift Essenzielle Spiele? Ich muss gar nicht lange scrollen, da erblicke ich Captain Jean-Luc Picard aus Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert in seiner roten Offiziersuniform samt der vier goldenen Rangabzeichen am leicht abgesetzten Stehkragen. Daneben, ganz in Blau, Michael Burnham aus Star Trek: Discovery. Mein Trekkie-Herz schlägt dennoch höher.

Star Trek: Legends startet direkt mit einem Kampf. Als Crewman Burnham besiege ich in guter, alter Rollenspielmanier rundenbasiert zwei aschfahle cardassianische Sicherheitsoffiziere. Ein orange greller Schuss aus meiner Phaser-Pistole und danach eine mächtige, funkensprühende Spezialfähigkeit reichen. In der dunklen Raumschiff-Szene blenden mich die Effekte durch den theoretisch unendlich hohen Kontrast des OLED-Displays beinahe. Besser kann das mein 65 Zoll großer OLED-Fernseher auch nicht. Ich bin begeistert. Ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören - zumindest für heute!

Ich werde in Zukunft bestimmt öfter Mobile-Games spielen

Obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte, habe ich nun doch mehrere aufregende Stunden mit Spielen auf dem iPhone zugebracht. Fehlt eigentlich nur der Blick auf den Akku: Immer noch weit mehr als halbvoll. Dabei war er nicht einmal komplett geladen. Und heiß ist das Gerät auch nicht geworden, eher handwarm, mehr aber nicht.

Ich kann es daher nicht verhehlen: Es spielt sich einfach prächtig auf dem kleinsten iPhone der 13er-Reihe. Und das, obwohl es nur 5,4 Zoll in der Diagonale misst. Zum Spielen wäre ein größeres Display zwar sicher besser und gelegentlich ist es für meine gefühlt normal großen Hände ein bisschen zu klein, aber da ist mir am Ende die generelle Handlichkeit einfach wichtiger. Denn letztlich ist es ein Smartphone, das ich überwiegend eben nicht zum Spielen nutze.

Und nur weil es kleiner ist als seine Brüder, muss ich leistungstechnisch dennoch auf nichts verzichten. Genau wie bei den großen Pro-Modellen verrichtet der High-End-Prozessor A15 Bionic sein Werk, der hervorragende OLED-Bildschirm bietet zudem leuchtende Farben und eine typische Helligkeit von 800 Nits, in der Spitze sogar bis zu 1.200 Nits. Damit kann ich selbst bei Sonneneinstrahlung noch ganz passabel zocken. Einziger Wermutstropfen: 120 statt lediglich 60 Hertz stünden dem 13 mini besser zu Gesicht.

Die Soundkulisse kann sich ebenfalls sehen lassen, vor allem gemessen an der geringen Größe der Lautsprecher und des nicht viel größeren Resonanzraums des iPhones. Der Bass klingt satt, Mitten und Höhen sind klar und ausgewogen.

Außerdem liegt das 13 mini mit seinen 148 Gramm, inklusive Schutzglas, sehr angenehm in der Hand. Seine wuchtigen aber dennoch geschmeidigen Kanten vermitteln eine hohe Wertigkeit, die beim Spielen ebenso zum Tragen kommt wie im drögen Alltag.

Apropos Alltag: Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht die letzten Stunden gewesen sind, die ich mit Spielen auf dem iPhone 13 mini verbringe. Gerade bei kurzen und mittleren Strecken mit Bus oder Bahn kann ich mir ein paar Runden Sonic Racing, den ein oder anderen Kampf mit dem Katana oder Phaser sehr gut vorstellen. Den Aboservice Apple Arcade brauche ich dafür zwar nicht unbedingt, aber für rund fünf Euro ist das Angebot auch nicht schlecht.

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