Apples neues MacBook Pro hat mich fast vom PC abschwören lassen

Meinung: Redakteuer Alex ist eigentlich PC-Enthusiast. Mit dem MacBook Pro ist es Apple aber beinahe gelungen, ihn davon abschwören zu lassen.

Auch wenn mir Schwarz lieber wäre finde ich das MacBook Pro ziemlich schick. Auch wenn mir Schwarz lieber wäre finde ich das MacBook Pro ziemlich schick.

Wohl kaum ein Unternehmen der Techbranche spaltet so sehr die Gemüter wie Apple: Ob iPhone, iPad, Mac oder MacBook, es gibt eigentlich nur zwei sich diametral gegenüberstehende Lager: Jene, die zum Launch des neuesten Smartphones, Tablets oder Notebooks lieber nächtelang Schlangestehen und selbst die Geburt ihres eigenen Kindes versäumen und jene, die alles vom angebissenen Apfel für überteuerten Schund, um nicht zu sagen: Aberglauben, halten.

Dazwischen gibt es eigentlich so gut wie nichts. Zumindest sind mir in meinem Leben bislang nur Vertreter einer der beiden Seiten begegnet. Die einen schwören so sehr darauf, dass sie sich beinahe zu Missionaren erhoben fühlen und mich mit allem Nachdruck von Mac und Co. überzeugen wollen, die anderen wundern sich, wie ich als Hardware-Redakteur für ein ausgewiesenes PC-Spiele-Magazin überhaupt auch nur in Erwägung ziehen kann, dass Apple-Geräte mehr als Hokuspokus sein könnten. Ja, lest das Thomas K. und Michael B., ihr seid gemeint!

Insofern ist mir klar, dass wenn ich die folgenden Zeilen wirklich ausspreche, oder besser gesagt: ausschreibe, ich mir vermutlich viele Feinde mache. Ich schreib’s trotzdem:

Seit ich das aktuelle MacBook Pro mit dem sagenumwobenen M1 Max in der bestmöglichen Konfiguration samt allem nur erdenklichen technischen Brimborium zum Testen hier habe, wird mir immer klarer, warum so viele Nutzer auf Apple schwören. Und ich bin sogar fast selbst zum Jünger der Sündenfrucht geworden. Nicht ganz, aber immerhin beinahe – wie konnte es soweit kommen?

Es ist schwer, sich dem Bann von Apple zu entziehen

Nun, dazu muss ich etwas früher ansetzen. Denn ich besitze bereits seit einiger Zeit ein Apple-Gerät: ein iPhone 12 mini, um genau zu sein. Und das eigentlich nur, wie der Name schon sagt, weil es eben schön klein und handlich ist. Es passt einfach mühelos in jede normal geschnittene Hosentasche und ist dabei auch noch so flott wie die großen Modelle – das bietet kein anderer Hersteller. Mehr dazu lest ihr auch hier:

Vor ein paar Wochen habe ich dann das MacBook Pro zugesandt bekommen. Tatsächlich ist es am selben Tag wie das Steam Deck bei mir eingetroffen. Das klingt jetzt vielleicht wie eine kleine Randnotiz, ist es aber mitnichten. Denn ich habe den Großteil des Tests zu Valves PC-Handheld auf dem MacBook Pro geschrieben und dabei gelernt, wie unglaublich gut sich das High-End-Notebook zum Arbeiten eignet.

Es ist leicht und fühlt sich dank des Gehäuses aus Hundert Prozent recyceltem eloxierten Aluminium außergewöhnlich hochwertig an. Ich klappe es auf und das schicke Betriebssystem macOs ist praktisch instantan einsatzbereit. Klar, das liegt daran, dass ich es nicht wirklich neu starte, aber das braucht es auch gar nicht. Der Ruhe- oder Schlafzustand ist derart energiesparend, dass es sich gar nicht erst lohnt, das Gerät ganz auszuschalten. Der letzte saubere Neustart liegt entsprechend schon ein paar Wochen zurück.

Gut, das mögen jetzt noch nicht die schlagkräftigsten Argumente sein, denn einen modernen Windows-11-Laptop mit Alder Lake-Prozessor kann ich ebenso behandeln und wenn ich tief genug in die Tasche greife, bekomme ich auch eine vergleichbare Verarbeitungsqualität.

Wo andere High-End-Notebooks scheitern...

Aber eben nicht ganz. Ich hatte schon viele Notebooks in der Hand, von ganz günstig bis so teuer, dass man sich davon sogar einen Kleinwagen, oder zumindest eine mehrwöchige Luxuskreuzfahrt in der ersten Klasse hätte leisten können. Aber überall fehlte etwas:

Mein geliebter und mittlerweile leider kaputter Alienware M18X R2 zum Beispiel hatte Leistung satt, dafür machte die Soundkarte Zicken. Nach fast jedem zweiten Neustart wurde der verbaute Soundblaster einfach nicht erkannt. Und das für beinahe 5.000 Euro. Du mit deinen teuren High-End-Sachen, höre ich meine Familie und Kumpels immer noch sagen, funktioniert ja doch alles nicht gescheit.

Mit anderen Geräten für zigtausende Euro habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Fast immer gab es etwas, das nicht ordentlich funktionierte: Sei es ein nicht gut ausgeleuchtetes Display, eine mittelmäßige Tastatur, blechener Sound, ein quietschendes Laufwerk oder ganz ordinäres Spulenfiepen.

Ein paar wenige Ausnahmen gibt es dennoch: Das Asus Rog Zephyrus G15 zum Beispiel, oder das Razer Blade Pro 17 aus dem Jahr 2020. Bei Letzterem muss ich mich aufgrund der hohen Leistung durch einen Intel-Prozessor mit acht Kernen und einer Nvidia Geforce RTX 2080 Super Max-Q allerdings mit höchstens fünf Stunden Akkulaufzeit begnügen. Ok, fairerweise sei gesagt, dass das Gerät dafür gar nicht gedacht ist. Ich sag's nur besser gleich, bevor in den Kommentaren die Fetzen fliegen!

...punktet das MacBook Pro

Das Liquid Retina XDR Display liefert unglaubliche Schwarzwerte. Das Liquid Retina XDR Display liefert unglaubliche Schwarzwerte.

Nicht so beim MacBook Pro. Hier stimmt einfach alles: Neben der generell hohen Verarbeitungsqualität springt mir direkt das Liquid Retina XDR-Display mit seiner brillanten Farbdarstellung ins Auge. Ich musste sogar extra nachsehen, ob es sich nicht vielleicht um ein OLED-Panel handelt, so gut sind die Schwarzwerte. Es ist aber tatsächlich ein IPS-Display. Und vor allem eines, das nicht das geringste Backlight-Bleeding aufweist.

Der Anschlag der weiß beleuchteten Tastatur ist dank der mechanischen Butterfly-Switches angenehm und fühlt sich ebenfalls sehr wertig an. Wenn ich mit der Razer Huntsman V2 Analog nicht schon eine Lieblingstastatur hätte, würde ich sie glatt ausbauen und mir auf den Schreibtisch legen. Wenn überhaupt, dann lassen sich im Falle von Laptops damit lediglich die optomechanischen Schalter mancher Modelle aus XMG-Reihe von Schenker vergleichen.

Das Force Touch Trackpad ist zudem das Beste, was ich je an einem Notebook gesehen habe. Es ist genau richtig positioniert, damit ich beim Schreiben nicht ständig versehentlich irgendwas aktiviere oder schließe. Die Steuerung ist zudem extrem präzise und mit der Multi-Touch-Funktion spare ich mir die an Windows-Laptops oft recht umständliche und ungenaue rechte Maustaste.

Und der Sound erst: Die Bässe sind satt, die Mitten und Höhen schön ausgewogen. Auch der Raumklang, also der sphärische Eindruck, den die Lautsprecher erzeugen, steht dem in nichts nach. Nicht nur einmal hab ich mich erschrocken in meiner Wohnung umgeschaut, nur um festzustellen, dass das Knarzen einer Tür zum Glück doch aus einem Horror-Schocker stammt und mir noch nicht das letzten Stündchen blüht.

Und auch die legendäre Tardis aus der brititschen Science-Fiction-Serie Doctor Who ist nicht links neben mir auf dem flauschigen, grauen Hochflorteppich gelandet, sondern hat sich sanft im schicken Retina-Display materialisiert.

Anschlüsse #1 Von links nach rechts: Karten-Leser, USB-C/Tunderbolt 4, HDMI.

Anschlüsse #2 Von links nach rechts: MagSafe 3, 2x USB-C/Thunderbolt 4, Kopfhöreranschluss.

Ein Betriebssystem ohne Ecken und Kanten

Das Betriebssystem macOs Monterey ist zwar ungewohnt, aber zu keinem Zeitpunkt überfordernd. Im Gegenteil: Selbst wenn ich keine erfahrener Windows- und Linux-Nutzer wäre, wage ich zu behaupten, dass ich mich sehr schnell darin zurecht gefunden hätte. Apples eigens entwickeltes Betriebssystem lässt sich sehr intuitiv bedienen. Ich finde eigentlich immer direkt, was ich will. Im Zweifel nutze ich die gut integrierte und umfassende Suchfunktion. Überhaupt bietet macOs an jeder Stelle sinnvolle Unterstützungen und Erklärungen.

Außerdem kann ich die allermeisten Programme, die ich am Windows-Rechner verwende, auch am MacBook Pro nutzen. Sei es Microsoft Teams, Discord, OneDrive, LibreOffice, Gimp oder der VLC Player. Ob es nicht vielleicht besser wäre, Software aus dem App Store zu nutzen, ist eine andere Frage, aber für meine alltäglichen Abläufe ist es einfach praktischer, gewohnte Programme verwenden zu können.

Zudem funktionieren diverse Apps übergreifend zwischen meinem iPhone respektive iOS und macOS. So synchronisieren sich zum Beispiel meine Notizen und Bilder. Auch hier gilt: Das ist nichts, was ich zwischen einem normalen Windows-Rechner und einem Smartphone nicht auch machen könnte. Aber Apple liefert mir das standardmäßig. Es funktioniert ganz einfach, ohne dass ich dieses und jenes Programm ausprobieren, für bestimmte Einstellungen googlen und ein irgendwo verstecktes Häkchen setzen muss. Und falls ich das nicht haben will, kann ich es ganz einfach deaktivieren.

Neben dem Sicherheitsaspekt, den nicht wenige Fans der Marke anführen, ist das meiner Ansicht nach die Quintessenz aller Apple-Produkte: Sie liefern ein komplettes, leicht zugängliches Gesamtpaket, eine runde, zu jederzeit stimmige Nutzererfahrung, keine Abstürze und keine Treiberprobleme.

Spiele laufen richtig gut

Die Total War Warhammer-Reihe läuft auf dem MacBook Pro sehr gut. Die Total War Warhammer-Reihe läuft auf dem MacBook Pro sehr gut.

Kommen wir nun jedoch zum Elefanten im Raum: Die Leistung, vor allem die Performance in Spielen. Um es einmal salopp auszudrücken: Hier hat mich das MacBook Pro respektive der darin werkelnde M1-Max-Chip mit zehn CPU- und 32 integrierten GPU-Kernen schlicht vom Hocker gehauen.

Ich mache das mal an zwei Beispielen fest: Das Rollenspiel Pathfinder: Kingmaker und den Strategiehit Total War: Warhammer 2 kann ich im Akkubetrieb rund zwei Stunden bei höchster Auflösung (3.456 x 2.234) und maximaler Detailstufe zocken. In Pathfinder reicht die Leistung dabei für 50 bis 60 Bilder pro Sekunde und in Warhammer 2 für knapp 40 FPS. Die fühlen sich allerdings butterweich an. Wenn ich mir die Bildrate nicht hätte einblenden lassen, hätte ich darauf geschworen, dass es 60 FPS sind.

Zur Not drehe ich die Auflösung aber einfach ein Stück zurück, beispielsweise auf 1.920 x 1.200 Pixel. Das hilft im Zweifel auch gegen den unter maximaler Auflösung und Volllast andrehenden Lüfter. Laut wird das MacBook Pro dennoch nur ganz selten, meist dreht der Lüfter gar nicht oder so leise, dass ich ihn nicht wahrnehmen kann. Einen ausführlichen Test zur Performance des MacBook Pro im Allgemeinen und der Leistung in Spielen im Speziellen könnt ihr demnächst bei GameStar lesen.

Zum Jünger werde ich dennoch nicht

Ich habe es eingangs schon erwähnt: Zum echten Apple-Jünger macht mich das MacBook Pro trotz all seiner Vorzüge nicht. Und das liegt eigentlich an einem einzigen Umstand: Der Unterstützung für Spiele. In meinem Fall läuft zwar rund ein Drittel der Steam-Bibliothek, aber das heißt auch, dass zwei Drittel fehlen. Und genau darunter befinden sich die meisten großen Triple-A-Titel wie Horizon Zero Dawn, Marvel’s Guardians of the Galaxy oder Monster Hunter World. Auch ein Lost Ark vermisse ich schmerzlich.

Gut, der Preis von 3.850 Euro für die Basisvariante im 16-Zoll-Format spielt sicher auch eine Rolle. Mein Testmodell mit 64 statt 32 Gigabyte DDR5-Arbeitsspeicher und einer 2 statt 1 Terabyte großen NVMe-SSD kostet sogar 4.770 Euro. Was die reine Performance anbelangt, bekommt man dasselbe für deutlich weniger.

Nichtsdestotrotz würde ich das MacBook Pro am liebsten nicht mehr hergeben wollen. Denn zum produktiv und gleichzeitig möglichst flexibel sein gibt es wohl kaum etwas Besseres. Es ist leicht und lässt sich praktisch überall mit hin nehmen, der Akku reicht dank des sparsamen M1-Max-Chips für über 20 Stunden Film schauen unterwegs, im reinen Desktop-Betrieb sind es wohl noch einmal deutlich mehr. Falls nötig kann ich damit aber auch Videos oder Fotos bearbeiten, ohne die Batterie in Windeseile leer zu saugen und wenn ich will, kann ich sogar ein paar Stündchen daddeln.

Wie sind eure Erfahrungen mit Apple? Besitzt ihr ein iPhone, iPad, MacBook oder gar einen Mac? Seid ihr Apple-Fans oder strickte Gegner? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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