Anfang März schrieb ich mein Fazit nach rund neun Monaten mit 48-Zoll-OLED-TV als Monitor-Ersatz, auf dem ich arbeite, schreibe und mich unterhalten lasse: Es funktioniert überraschend gut.
Da stellt sich natürlich die Frage: Würde es auch andersherum funktionieren? Sprich: ein Monitor im Einsatz als ein TV.
Die kurze Antwort: Es geht, aber mit gewaltigen Abstrichen.
Monitor als TV nutzen: So geht es
In erster Linie sind Fernseher und Monitore Bildschirme. Sie sind dazu gedacht, Bilder auszugeben. Wie immer kommt es natürlich auf die Art der Nutzung an.
Lineares Fernsehen gibt es nur über das Internet. Monitore besitzen weder Eingänge für Satellit, Kabel oder Antenne, noch entsprechende Tuner, um das Signal zu verarbeiten.
Mit smarter Peripherie macht ihr aber jeden Monitor zum TV. Apple TV oder Amazon Fire TV-Stick funktionieren natürlich direkt über HDMI auch am Monitor. Am Ende habt ihr über den Dongle quasi euren eigenen Smart-TV gebastelt.
Was ihr beim Kauf eines Smart-TV beachten solltet, lest ihr in diesem Artikel:
Monitor als TV nutzen: das große Aber
Ihr habt nun euren Zuspieler via HDMI an den Monitor angeschlossen (und mit dem Internet verbunden); ihr könnt Netflix und Co. empfangen. Doch dem Bildschirm fehlt eine elementare Sache.
Eine GPU.
Der Amazon Fire TV-Stick besitzt zwar einen Prozessor, dessen Grafikeinheit aber nicht ausreicht, um dieselbe Arbeitslast zu schultern, wie es ein TV kann. Peripherie-Geräte verlassen sich darauf, dass die Bildverarbeitung der angeschlossene Bildschirm übernimmt. Ohne Recheneinheit bekommt ihr jedoch nur das Bild, das der Monitor natürlich ausgeben kann.
Das Ergebnis: Die Bildqualität wird immer schlechter aussehen als die eines Fernsehers, da es kein Picture Processing gibt – selbst wenn Monitor und Peripherie mit Grafikmodi ausgestattet sind.
Was ist Picture Processing
?
Picture Processing bezieht sich auf die Bearbeitung und Verarbeitung von Bildern, um sie zu verbessern, zu ändern oder zu analysieren, oft mithilfe von Software oder Algorithmen.
Bildanpassungen nimmt die GPU des Fernsehers oder eines Computers vor. Das bedeutet, dass Artefakte herausgerechnet werden oder Bildrauschen reduziert wird. Auch Features wie HDR oder Zwischenbildberechnung fallen gegebenenfalls unter den Tisch oder sehen nicht so gut aus, wie sie könnten.
Euch wird ebenfalls das Upscaling fehlen. Wenn ihr also Inhalte anschaut, die nicht auf Full-HD oder 4K gemastert sind, passt der Monitor die Auflösung nicht automatisch an. Das wirkt erst mal trivial, aber man merkt schnell, was einem fehlt, wenn man es nicht mehr hat.
TV-Hersteller bauen übrigens auf KI im Fernseher, die uns Zuschauern am Ende gar nicht mehr auffallen soll.
Erwähnt sei auch: Nicht alle Monitore besitzen HDMI-CEC, um diesen mit der Fernbedienung des Streaming-Sticks bedienen zu können.
Monitor als TV nutzen: der Klang
Wisst ihr, was noch schlechter klingt als TV-Lautsprecher? Boxen an Monitoren – sofern sie denn welche besitzen.
Mein vorheriger Monitor, der Philips BDM4037UW, besitzt zwei 5-Watt-Lautsprecher. Den Klang würde ich meinem schlimmsten Feind nicht antun. Zum Vergleich: Der Philips OLED807, mein Arbeitsfernseher, wartet immerhin mit viermal 10-Watt-Lautsprechern auf sowie einem Subwoofer mit 30 Watt.
Wenn ihr also mit dem Gedanken spielt, einen Monitor als »dummen« oder nicht-smarten TV zu verwenden, stellt euch darauf ein, dass ihr immer eine externe Soundlösung braucht, egal wie niedrig eure Ansprüche sind.
Ich gebe euch sechs Dinge an die Hand, die ihr beachten solltet, wenn ihr eine Soundbar für unter 150 Euro kaufen möchtet.
Fazit
Maxe Schwind
Klar könnt ihr einen Monitor als Fernseher nutzen, indem ihr einen Zuspieler über HDMI direkt an das Gerät anschließt. Ratsam ist das allerdings nicht.
Es fehlen sämtliche Picture-Processing-Funktionen wie Rauschreduzierung oder Upscaling, was das Bild immer schlechter aussehen lässt als über ein Gerät mit einer GPU wie einen TV oder Computer.
Darüber hinaus braucht ihr so gut wie immer eine externe Soundlösung, da die mickrigen Lautsprecher an Monitoren – sofern sie überhaupt da sind – in aller Regel grottig klingen.
Einen Monitor als TV nutzen ist machbar, bietet in meinen Augen aber keinerlei Vorteile.
Übrigens: Nutzt ihr euren Monitor mit einem PC und schaut darüber Netflix, Disney Plus und Co. sieht die Sache wieder anders aus. Zwar ist ein Monitor dann immer noch kein Fernseher mit dediziertem Prozessor für Bildoptimierung, aber der Rechner tut sein Übrigens, um das Bild entsprechend darzustellen.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.