Fallout 76 im Nachtest: Warum es dank Wastelanders eine Aufwertung verdient, aber noch nicht am Ziel ist

Fallout 76 wird durch Wastelanders deutlich besser, der Gratis-DLC behebt aber nicht alle Probleme des Spiels. Wir wagen den Nachtest.

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Update vom 20.09.2022

Vier Jahre nach Release haben wir Fallout 76 einem neuerlichen Nachtest unterzogen. Anlässlich der Veröffentlichung von The Pitt haben wir auch die Wertung angepasst, mehr dazu im Artikel:

Update vom 17.4.2020
Wir haben unseren Nachtest von Fallout 76: Wastelanders um die finale Aufwertung erweitert. Die setzt sich zusammen aus der ursprünglichen Wertung von 60 Punkten, die um folgende Auf- und Abwertungen ergänzt wird:

+10 Punkte Aufwertung für Wastelanders (neu)
+3 Punkte Aufwertung für gelöste Technik-Probleme (jetzt -5 statt -8 Punkte)
-5 Punkte Abwertung Für Fallout First und den Atomic Store (neu)

Unterm Strich ergibt das eine Aufwertung von 60 auf 68 Punkte für Fallout 76. Wer möchte, kann auch direkt zur Wertungsseite oder zu Michas Fazit springen.

Es gibt dankbarere Aufgaben als einen Test von Fallout 76: Wastelanders. Zitteraale mit der Hand zu fangen, beispielsweise. Oder Bongotrommeln auf heißen Herdplatten. Denn viele von euch, die diesen Test nun lesen, stehen Fallout 76 ungefähr so positiv gegenüber wie der Papst der Teufelsanbetung.

Und das ist nachvollziehbar, weil Bethesda das Online-Fallout nicht nur im indiskutablen technischen Zustand veröffentlicht und konzeptionelle Fehlentscheidungen getroffen hat (Wie bitte, keine menschlichen NPCs?), sondern auch nach Release lautstarke Teile der eigenen Community gegen sich aufbrachte.

Über schimmelnde Power-Armor-Helme konnte man noch schmunzeln, bei gegen Echtgeld kaufbaren Kühlschränken runzelten sich schon die Stirnen, auch wenn sie weniger schlimm waren als befürchtet. Und weniger schlimm als das überraschend teure Fallout-First-Abo für Features wie private Partien, die in anderen Survival-Spielen wie ARK: Survival Evolved zum Standard gehören.

Key Facts zu Fallout 76: Wastelanders

Release: 14. April 2020
Preis: kostenlos für alle Besitzer von Fallout 76
Plattformen: Steam, Bethesda.net
Wichtigste Inhalte:
• menschliche NPCs
• überarbeitete Spielwelt
• neue Hauptstory-Questlinie
• zwei Fraktionen (Siedler und Raider)
• NPC-Gefährten (Verbündete) mit eigenen Quests

Hach, Fallout 76. Du machst es mir nicht einfach, die folgenden Worte zu sagen: Das Spiel war niemals abgrundtief schlecht, ich fand es schon immer spaßig, gemeinsam mit meiner Freundin die liebevoll gestaltete Spielwelt zu erkunden. Und dank Wastelanders ist es nun eben noch spaßiger. Deutlich spaßiger sogar!

Denn die menschlichen NPCs und die beiden Fraktionen (Siedler und Raider) hauchen der Spielwelt das bislang schmerzlich vermisste Leben ein, hinzu kommt eine neue Haupthandlung mit Dialogen inklusive Talent-Checks und Quest-Entscheidungen. Meine schönsten (und weniger schönen) Erlebnisse beim Durchspielen der Hauptstory habe ich im großen Plus-Artikel für euch aufgearbeitet:

Nein, das radiert die Fehler der Vergangenheit nicht aus, Fallout 76 ist immer noch ein Spiel mit Problemen (dazu gleich mehr), und wer ihm gegenüber weiterhin einen Groll hegen möchte, kann das tun. Und um auch das klar zu sagen: 40 Euro sind dafür immer noch ein sehr saftiger Preis für Fallout 76. Bei manchen Händlern gibt es Fallout 76 indes schon für 20 Euro, das finde ich fair.

Ich meine nämlich: Fallout 76 verdient eine zweite Chance. Denn Wastelanders verleiht dem Erkunden und Plündern, dem Camp-Bauen und Event-Bestreiten, kurzum: meinem ganzen Endzeit-Dasein endlich mehr Sinn und Abwechslung.

Michael Graf arbeitet seit über 16 Jahren als GameStar-Redakteur und hat die Fallout-Serie mit Fallout 2 für sich entdeckt (Das erste Fallout fand er seinerzeit zu obskur, der Narr!). Seither hat er unzählige Wochen in Fallout 3, Fallout: New Vegas und Fallout 4 verbracht; was ihn im Allgemeinen am Endzeit-Setting und im Speziellen an Fallout reizt, erzählt er im GameStar-Podcast. Auch Fallout 76 hat er zeitweise ganz gerne gespielt - wohlgemerkt erst nach mehreren Patches! Auf Bethesdas Testserver hat er Fallout 76: Wastelanders bereits komplett durchgespielt.

Fallout 76 - Endlich NPCs! Trailer stellt die Änderungen des Wastelanders-Updates vor Video starten 1:51 Fallout 76 - Endlich NPCs! Trailer stellt die Änderungen des Wastelanders-Updates vor

Wie ein kleines Fallout: Die neue Hauptstory

Es gibt in Wastelanders schwarzen Humor und schräge Charaktere, originelle Aufgaben, eine zwar wenig wendungsreiche, aber doch unterhaltsame Handlung. Fallout 76 fühlt sich dank Wastelanders endlich mehr nach »richtigem« Fallout an. Es wird durch Wastelanders nicht zu Fallout 5, nicht zum reinen Singleplayer-Fallout. Aber es macht einen ersten Schritt in diese Richtung.

Die neue, für sich alleine betrachtet rund 15 Stunden lange Hauptquest erreicht solides Fallout-Niveau, mit ihren teils originellen Quest-Ideen und ihrem schönen Finale würde sie auch in ein klassisches Singleplayer-Fallout passen. Ein Beispiel für eine coole Quest findet ihr hinter im Spoiler-Bild - Achtung, Weiterschaltung auf eigene Gefahr!

Die filmlastige Inszenierung eines Mass Effect dürft ihr indes nicht erwarten, Fallout 76 transportiert seinen Charme über die witzigen Dialoge sowie die stimmungsvollen Schauplätze, darunter auch neue Umgebungen. Kurzum: Die neue Hauptstory brennt kein Spektakel ab, aber sie macht Spaß, passt ins Universum und ist gut geschrieben und übersetzt. Sie ist eine echte Bereicherung für Fallout 76.

Duchess Duchess
Wayward Wayward

Die Ödland-Taverne Wayward mit ihrer Wirtin Duchess ist der Dreh- und Angelpunkt des ersten Story-Kapitels.

Problematisch sind nur zwei Dinge: Wer von vorne anfängt, erlebt im neuen Story-Strang eine Lücke zwischen den Stufen 10 und 20. Das heißt nicht, dass es nichts Unterhaltsames zu tun gibt. Beispielsweise könnt ihr der alten Hauptstory um die Tagebücher der Aufseherin folgen oder die Events ausprobieren, spezielle Multiplayer-Kampfeinsätze. Oder einfach die Welt erkunden. Neue Hauptmissionen gibt es dann aber erst auf Stufe 20.

Im Verlauf der Hauptstory finden wir heraus, was sich in dieser unterirdischen Anlage verbirgt. Im Verlauf der Hauptstory finden wir heraus, was sich in dieser unterirdischen Anlage verbirgt.

Problem Nummer zwei: Viele eurer Quest-Entscheidungen wirken sich zwar auf den Verlauf des Auftrags und die folgenden Dialoge aus, aber nicht auf den späteren Story-Verlauf, weil es keinen späteren Story-Verlauf gibt. Wastelanders fühlt sich wie ein guter Auftakt für eine neue Geschichte an, die aber noch fortgesetzt werden möchte - was Bethesda auch plant.

Wer übrigens wissen möchte, was die Community schon vor Wastelanders an Fallout 76 fasziniert hat, findet die Antwort in unserem Community-Report:

In den Dialogen gibt es immer wieder Attributs-Checks, mit denen wir Kämpfe umgehen und den weiteren Quest-Verlauf beeinflussen können. In den Dialogen gibt es immer wieder Attributs-Checks, mit denen wir Kämpfe umgehen und den weiteren Quest-Verlauf beeinflussen können.

Wie steht es mit Teamplay?

Nun ist Fallout 76 ja ein Online-Spiel, in dem man eventuell mit anderen zusammen spielen möchte. Kann man auch, aber nicht in den Story-Missionen von Wastelanders - zumindest nicht so wie, sagen wir, in Divinity: Original Sin 2. Während ich mir im Koop-Modus des Larian-Rollenspiels den Quest-Fortschritt mit meinen Mitspielern teile und sogar über Entscheidungen abstimme, hat in den Story-Missionen von Fallout 76 stets ein einzelner Spieler das Sagen.

Bei den Dialogen unserer Mitspieler können wir zuhören, aber nicht eingreifen. Die Spieler-Charaktere sind übrigens nicht vertont, nur die NPCs, links oben stehen die Texte. Bei den Dialogen unserer Mitspieler können wir zuhören, aber nicht eingreifen. Die Spieler-Charaktere sind übrigens nicht vertont, nur die NPCs, links oben stehen die Texte.

Das bedeutet: Wir können Story-Aufträge zwar als Team bestreiten, der Quest-Fortschritt wird aber ausschließlich für den Teamleiter gewertet, der auch alle Entscheidungen selbst trifft - wie in einem Singleplayer-Fallout. Alle anderen Teammitglieder können in den Dialogen zwar zuhören und sich via Voice-Chat gegenseitig anschreien, aber nicht direkt eingreifen.

An der Spielmechanik von Fallout 76 ändert Wastelanders nichts, hier bleibt alles beim Alten - etwa beim Kartensystem für Perks. An der Spielmechanik von Fallout 76 ändert Wastelanders nichts, hier bleibt alles beim Alten - etwa beim Kartensystem für Perks.

Heißt: Wer Wastelanders mit drei Freunden durchspielen möchte, muss jede Quest dreimal spielen - umständlich, mangels gemeinsamer Dialog-Entscheidungen aber kaum anders zu lösen. Denn je nach Vorgehensweise kann ein Spieler ganz andere Dialogzeilen hören und Quest-Lösungswege beschreiten als seine Begleiter. Immerhin könnten drei Freunde also jeweils unterschiedliche Quest-Pfade ausprobieren, diese Vielfalt lässt Fallout 76 zu. Ideal sieht trotzdem anders aus.

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