Die größten Counter-Strike Skandale - Amoklauf in München – ProSieben zeigt kein CS:GO mehr

Im Sommer 2016 erschießt ein Schüler in München neun Menschen und sich selbst. Politiker fordern erneut Killerspielverbote, ProSieben überträgt kein CS:GO mehr und Deutschlands Öffentlichkeit ist zurück in der Gaming-Steinzeit.

Counter-Strike: Global Offensive war im Sommer 2016 zu viel für ProSieben Maxx, die Übertragung der Eleague wurde nach dem Amoklauf in München eingestellt. Counter-Strike: Global Offensive war im Sommer 2016 zu viel für ProSieben Maxx, die Übertragung der Eleague wurde nach dem Amoklauf in München eingestellt.

Counter-Strike: Global Offensive lebt wie kaum ein anderes Spiel vom Drama abseits eines gewöhnlichen Matches. In insgesamt zehn Specials präsentieren wir die denkwürdigsten Skandale. Dabei konzentrieren wir uns auf die jüngere Vergangenheit, die besonders die heutige Szene von Counter-Strike geprägt hat.

Nach mehreren internationalen Kontroversen schauen wir uns ein rein deutsches Thema an. Teil 6 um den Doping-Skandal findet sich hier, die Übersicht mit allen bisher erschienen Specials haben wir am Ende des Artikels verlinkt.

Amoklauf im Sommer 2016

Am 22. Juli 2016 betrat ein 18-jähriger Schüler mit einer illegal beschafften Handfeuerwaffe das Olympia-Einkaufszentrum in München. Er erschoss neun Menschen und richtete sich anschließend selbst. Fünf Tage später reagierte der Fernsehsender ProSieben Maxx auf die Tat und stellte die Übertragung der Eleague ein, einer neu gegründeten Counter-Strike-Liga.

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Deutschland, neben skandinavischen Ländern eigentlich eine der Counter-Strike-Nationen überhaupt, hadert seit Jahren mit dem Shooter. Nicht nur im Jahr 2002 nach dem Amoklauf von Erfurt gibt es eine öffentliche Debatte um den Titel, Generationen prallen bei der Diskussion um Counter-Strike immer wieder aufeinander.

Dabei stürzen sich konservative Medien auf Randerscheinungen wie Modder, die Schulen als Maps nachbauen. Politiker fordern dagegen Verbote, die schnell als unreflektierter Aktionismus durchschaut werden. Und die Spieler wählen das übergeordnete Thema Akzeptanz und schimpfen, wie wenig die älteren Generationen eigentlich ihr Hobby versteht und verstehen will. Wirklich über Counter-Strike wird und wurde fast nie gesprochen, der Shooter war nur der Sündenbock für die Killerspiel-Debatte.

Das Thema »Killerspiele« war fast vergessen

Im Jahr 2016 hatte man gehofft, dass Deutschland beim Thema Videospiele mittlerweile erwachsen und weltoffen sei. Die CS:GO-Eleague wurde als Pilotprojekt von ProSieben Maxx im Fernsehen übertragen, Global Offensive war der erste in Deutschland ungeschnittene Teil der Shooterreihe. Mit dem jüngsten Amoklauf in München kam die schon fast vergessene Debatte aber wieder hoch, Politiker forderten erneut Verbote und ProSieben entschied sich medienwirksam gegen die Übertragung der Eleague. Die Sendung war zu diesem Zeitpunkt sowieso am Ende, nur noch eine einzige Sendung mit dem Playoff-Halbfinale und Finale wartete auf die Ausstrahlung.

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Die Frustration der Gamer war immens, wie die Kommentare unter unserer damaligen News und der Bekanntmachung von ProSieben auf Facebook zeigen. Der Skandal war gar nicht so sehr das vorzeitige Ende der Sendung selbst, sondern die mitschwingenden Implikationen. Wieder einmal war ein Videospiel im Fadenkreuz und dann auch noch der prominenteste und umstrittenste Shooter in Deutschland. Actionfilme und Horrorsendungen konnten auf ProSieben gezeigt werden, Counter-Strike war auf dem Spartenkanal ProSieben Maxx zu viel. Während der Amoklauf nichts mit Counter-Strike zu tun hatten, wurde wieder ein Politikum daraus gemacht.

Das deutsche Team Mousesports erlebte ein kleines Sommermärchen im Rahmen der Eleague und war für Deutschlands E-Sport der perfekte Bannerträger zum richtigen Zeitpunkt. Zu Hause in Deutschland wurde dagegen die Übertragung der Underdog-Story kurz vor Schluss eingestellt und wieder ein Verbot des Spiels gefordert.

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Die Diskussion flaute tatsächlich sofort wieder ab, ein Verbot oder neue Jugendschutz-Verschärfungen wurden als Aktionismus durchschaut und waren schnell vom Tisch. Der Schaden für das öffentliche Bild war aber angerichtet.

Weit hinter anderen Ländern zurück

Zeitsprung: Anfang 2017 gewann das dänische Team Astralis den Meistertitel in Counter-Strike. Die jungen Profis traten danach im staatlichen Fernsehen auf, erhielten in der Hauptstadt Kopenhagen einen offiziellen Empfang und wurden vom dänischen Außenminister persönlich angefeuert.

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Mehr zum Thema:So spektakulär war der Sieg von Astralis

Dass die deutsche Öffentlichkeit sich jemals so zu Counter-Strike oder überhaupt irgendeinem Videospiel bekennen könnte, die Hoffnung hat derzeit kaum ein Zuschauer oder Branchenexperte. Währenddessen schießt das Thema E-Sport weltweit durch die Decke, Promis wie der brasilianische Fußballstar Neymar outen sich offiziell als Fans ihrer CS:GO-Heimmannschaft und Sportclubs wie der FC Kopenhagen nehmen medienwirksam Counter-Strike-Teams unter Vertrag.

Wenn Counter-Strike in Deutschland in der öffentlichen Diskussion auftaucht, dann leider auch nur heute als Schreckgespenst und politischer Zündstoff. Und das kostet auch mittlerweile: Das jeden Sommer in Köln stattfindende Turnier ESL One Cologne hat 2017 erstmals den Major-Titel verloren, es wird nicht um den Meistertitel gespielt. Stattdessen findet das WM-Turnier diesen Juli in Polen statt.

Das war der siebte Teil unserer Reihe »Skandale und Kontroversen aus Counter-Strike«. Im achten Special schauen wir Richtung ESEA. Deren Client dient eigentlich als zusätzliche Anti-Cheat-Maßnahme im Rahmen der ESEA-Liga - 2013 wurde er aber als Bitcoin-Trojaner genutzt.

Zur Übersicht:Zehn Skandale aus der Counter-Strike-Geschichte

Counter-Strike: Global Offensive - Turnier-Trailer: Das war das Eleague Major 2017 Video starten 2:33 Counter-Strike: Global Offensive - Turnier-Trailer: Das war das Eleague Major 2017

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