Unselbstständig
Anscheinend konnten sich die Entwickler nicht so recht darauf einigen, für wen sie Warhead produzieren: für Crysis-Kenner oder für Crysis-Neulinge. Als Einsteiger-Spiel setzt Warhead zu viel als bekannt voraus. Wo plötzlich diese Außerirdischen herkommen, wird mit keiner Silbe erwähnt, und als dann auch noch die halbe Insel eingefroren wird, scheint das für Psycho und seine Vorgesetzten auch völlig alltäglich zu sein - sie würdigen das Ereignis keines Kommentars. Und was letztlich im Container steckt, wird auch nicht verraten.
Als Crysis-Kenner kommt bei uns hingegen schnell das Gefühl auf, in Warhead lediglich übriggebliebene Szenen aus Crysis zu erleben. Und die haben nicht einmal Anknüpfungspunkte zum Vorgänger: Szenen, in denen sich die Handlungen beider Spiele verzahnen, fehlen. Die großen Momente des Konflikts zwischen Amerikanern, Koreaner und Aliens -- der erste richtige Kontakt mit den Außerirdischen, die Vereisung der Insel, der Kampf mit dem riesigen Boss - das alles hat Nomad bereits für sich beansprucht. Für Psycho bleibt in Warhead nur die sprichwörtliche Leichenfledderei übrig: den Alien-Kadaver heim schaffen. Zwar stellt sich ihm dabei ein koreanischer General entgegen, aber selbst mit dem gibt es keinen dramatischen Endkampf. Nach knapp fünf Stunden Spielzeit stellen wir uns daher die Frage: War es das?
Bildgewaltig
In Sachen Story und Umfang war es das tatsächlich. Aber ansonsten hat Crytek eine Reihe von Dingen bei Warhead verbessert, die Spieler an Crysis auszusetzen hatten. In erster Linie ist das Psycho selbst: Sie lernen den Burschen viel besser kennen als einst Nomad. Und Psycho ist ein sympathischer Typ -- allein schon wegen seines trockenen, britischen Akzents (in der englischen Fassung). Dabei helfen besonders die zahlreichen Zwischensequenzen, die Warhead filmreifer inszenieren als Crysis.
Außerdem hat Crytek beim großen Konkurrenten Call of Duty 4 abgeschaut: Wir sind in regelmäßigen Abständen zusammen mit anderen Soldaten unterwegs, mal normale GIs, mal Nanosuit-Kollegen. Das sorgt für mehr Schlachtfeld-Atmosphäre als in Nomads Solo-Einsatz. Auch sonst bietet Warhead mehr Skriptsequenzen als Crysis, denn durch die zielstrebige Jagd nach dem Container kann das Programm besser einschätzen, wann sich der Spieler wo befindet. Damit liefert der Titel Spiel eine gute Mischung aus offenem Leveldesign und vorgegebenen Wegen. Die Dschungelkarten fühlen sich zwar nicht mehr ganz so weitläufig an wie im Vorgänger, Schlauchlevels wie das Alien-Raumschiff aus Crysis gibt’s aber auch nicht mehr.
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